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Kia Picanto: Ein Glanzlicht in der Welt der Kleinstwagen
Alles andere als dröge / Mit 84-PS-Motor und Notbremsassistent ist der Stadtwagen auch für weitere Strecken geeignet

RobGal

Kleinstwagen haben oft das Image, sehr einfach gestrickt zu sein. Tatsächlich handelt es sich um ein recht preissensibles Fahrzeugsegment.
Dass es aber auch bei den automobilen Minis alles andere als primitiv zugehen kann, stellt der neue Kia Picanto eindrucksvoll unter Beweis. Die dritte Generation des 3,60 Meter kurzen Koreaners, der in den äußeren Abmessungen fast unverändert blieb, stellt in seinem Segment ein erstaunliches Glanzlicht dar.
So verfügt der Picanto nach Angaben von Kia-Deutschland-Geschäftsführer Steffen Cost als einziger Kleinstwagen im Segment über eine verschiebbare Mittelarmlehne mit integriertem Staufach. Nur drei Fahrzeuge in dieser Gruppe besitzen eine Lenkradheizung. Und nur ein einziger Wettbewerber verfügt wie der kleinste Kia über einen autonomen Notbremsassistenten, der auch jenseits innerstädtischer Geschwindigkeiten funktioniert. Beim Mini aus Fernost arbeitet der automatische Verzögerer bis Tempo 165, ganz zum Stillstand bringt er den Wagen aus einer Ausgangsgeschwindigkeit von bis zu 80 km/h. Diese Sicherheitseinrichtung prädestiniert den Picanto zu weit mehr als nur zum Einsatz in der Stadt.



Auch wenn einige Parameter wie Kopf- und Beinfreiheit oder Einstiegshöhe ein paar Millimeter gegenüber dem Vorgänger zulegten und der Radstand sich um 1,5 Zentimeter streckte, bleibt der Picanto ein Kleinstwagen und das Platzangebot für die Insassen entsprechend begrenzt. Also sind die Fondpassagiere auf etwas Wohlwollen der vorn Sitzenden angewiesen, und wenn drei Personen auf der Fondbank Platz nehmen, sollten sie ihre Frühjahrsdiät bereits erfolgreich absolviert haben. Erfreulicherweise gelang es den japanischen Ingenieuren aber, das Gepäckabteil des Picanto von 200 auf 255 Liter zu vergrößern. Wird die Rücksitzlehne umgeklappt, steht sogar ein 1.010 Liter fassender Stauraum zur Verfügung. Hat man den doppelten Laderaumboden an Bord, lässt sich die 14,5 Zentimeter große Stufe geschickt kaschieren.
Die beiden Sauger-Motoren sind im Prinzip aus dem Vorgänger bekannt, wurden aber überarbeitet. So bietet der 1,0-Liter-Benziner mit 67 PS nun ein klein wenig mehr Leistung. Mit deutlichem Dreizylinderklang muss sich das Aggregat besonders in unteren Drehzahlregionen erkennbar mühen, denn für die maximale Zugkraft von ohnehin nicht berauschenden 96 Newtonmetern sind 3.500 Umdrehungen nötig. Damit entspricht der Picanto 1,0 der von Kia-Europachef Michel Cole definierten Rolle als Stadtauto. In der Ausführung „Eco-Dynamic“ mit Start-Stopp-Automatik errechnete der Bordcomputer auf unserer ersten Kb-Testfahrt 5,3 Liter Super auf 100 Kilometer. Genormt sind es laut Kia 4,2 Liter (CO2-Ausstoß: 126 und 97 g/km).



Eindeutig spritziger geht der 1,2 Liter große Vierzylinder-Ottomotor zu Werke, auch wenn er niedrigen Drehzahlen ebenfalls so abgeneigt ist wie der kleine Bruder. Aber mit 84 PS (statt bislang 85 PS) und einer Zugkraft von immerhin 122 Newtonmetern kann der kleine Koreaner problemlos die Stadt hinter sich lassen. Auf einer kurvenreichen Gebirgsstrecke wuselte der Fronttriebler agil um die Biegungen, lenkte so präzise wie sauber und versprühte mit seinem überarbeiteten Fahrwerk eine Menge Fahrspaß. Dem war dann wohl auch der vom Bordrechner ermittelte Verbrauch von 6,3 statt der genormten 4,5 Liter in der Eco-Dynamic-Version geschuldet (149 und 104 g/km CO2).
Ein 1,0-Liter-Turbobenziner mit Direkteinspritzung rundet die Motorenpalette ab. Der Dreizylinder soll nach Auskunft von Produktmanager Christian Spätling „ab Oktober oder November“ zur Verfügung stehen und wird mit 100 PS das bislang stärkste Aggregat im Picanto sein. Das künftige Toptriebwerk des Picanto arbeitet bereits im taufrischen Kleinwagen Kia Rio.



Schon die zweite Picanto-Generation sah alles andere als dröge und langweilig aus. Dieser Vorteil trug sicherlich dazu bei, dass das Auslaufmodell in seinem letzten Verkaufsjahr noch auf den dritten Platz der Kia-internen Zulassungsstatistik in Deutschland gelangte. Beim Neuen sorgten Kias Designzentren im südkoreanischen Namyang und in Frankfurt am Main mit viel Feinschliff für einen kraftvoll-jungdynamischen Auftritt des Fünftürers. Der von Kia als „Tigernase“ bezeichnete Kühlergrill zieht sich bis zu den Scheinwerfern, das unterstreicht die Breitenwirkung. Der große Lufteinlass unten und die ausgestellten Radhäuser tragen zum muskulösen Gesamteindruck bei.
Der Einstiegspreis von 9.990 Euro für den Picanto 1,0 Attract ist eigentlich nur ein Blickfang. Mehr Komfort versprechen die Ausstattungslinien „Edition 7“, „Spirit“, „Dream-Team-Edition“ und erst recht die „GT-Line“. Das für einen Kleinstwagen fast schon verschwenderisch bestückte Spitzenniveau erfordert allerdings auch die Investition von mindestens 14.990 Euro.



Im Detail: Kia Picanto 1,2 GT-Line

Fahrzeugsegment: Kleinstwagen;
Motor: Vierzylinder-Benziner mit 16 Ventilen;
Hubraum: 1.248 ccm;
Leistung: 84 PS/62 kW bei 6.000 U/min.;
Maximales Drehmoment: 122 Nm bei 4.000 U/min.;
Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 12,0 sec.,
Höchstgeschwindigkeit: 173 km/h;
Kraftstoffart: Super;
Normverbrauch: innerorts: 5,8 Liter/100 km, außerorts: 3,7 Liter/100 km, insgesamt: 4,5 Liter/100 km;
CO2-Emission: 104 g/km;
Abgasnorm: Euro VI;
Energieeffizienzklasse: C;
Tankinhalt: 35 Liter;
Theoretische Reichweite: 778 km;
Übersetzung: Fünfgangschaltgetriebe;
Antrieb: Vorderrad;
Maße (Länge/Breite/Höhe): 3.595 mm/1.595 mm/1.485 mm;
Radstand: 2.400 mm;
Kofferraumvolumen: 255 bis 1.010 Liter;
Leergewicht: 939 kg;
Nutzlast: 461 kg;
Zulässiges Gesamtgewicht: 1.400 kg;
Anhängelast: (nicht zugelassen);
Wendekreis: 9,4 m;
Bremsen (vorn/hinten): Scheiben innenbelüftet/Scheiben;
Räder: 6,5 J x 16, Leichtmetall;
Bereifung: 195/45 R 16 84 V;
Versicherungstypenklassen: Haftpflicht: 15/Teilkasko: 17/Vollkasko: 16;
Preis: 14.990 Euro.
Quellen
    • Text: Thomas G. Zügner (Kb)
    • Fotos: Hersteller