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Zwickmühle: Je höher der Ölpreis, umso mehr lohnt sich Fracking
OPEC und USA im direkten Wettbewerb / Verzögerter Peak-Oil

RobGal

Seit 2008 thematisiert die Internationale Energieagentur (IEA) das Erreichen des globalen Ölfördermaximums („Peak-Oil“) und dass eine Ölknappheit in nicht allzu ferner Zeit bevorstehe.
Die der OECD angebundenen Agentur betrachtete das Fördermaximum von konventionellem Erdöl bereits 2006 als erreicht und sieht darin einen wahrscheinlichen Treiber für zu erwartende Preissteigerungen an den Ölmärkten. Der massive Einsatz neuer Fördermethoden wie Fracking oder Ölsand hat den Peak-Oil allerdings zeitlich nach hinten verschoben und den Ölpreis stark nach unten gedrückt. Zwar konnten die in der OPEC zusammengeschlossenen erdölexportierenden Länder den durchschnittlichen Ölpreis Ende letzten Jahres von 47 Dollar je Barrel (ein Fass zu 159 Litern) auf 57 Dollar anheben, nachdem sie sich auf eine Drosselung der Fördermenge geeinigt hatten. Doch war der Preis bereits Mitte März wieder auf 50 Dollar je Fass gesunken.

Zurückzuführen ist diese bemerkenswerte Entwicklung auf den rasanten Ausbau der Fracking- Technologie in den USA. Hier gibt es deutliche Effizienzfortschritte, die vom Kapitalmarkt gezielt unterstützt werden. So ist es in den Vereinigten Staaten als Reaktion auf die reduzierte Ölförderung der OPEC-Länder gelungen, die aus den Gesteinsschichten gewonnene Ölförderung Ende letzten Jahres um 400.000 Barrel pro Tag zu erhöhen. Im Verlauf dieses Jahres will man sogar eine Erhöhung um täglich 700.000 Fass schaffen.

Mehr Fracking-Öl drückt wiederum auf den Marktpreis

Die OPEC-Staaten geraten damit in ein Dilemma: Wird die Ölgewinnung wie bislang gedrosselt, steigt der Preis. Wenn aber der Preis steigt, lohnt sich das Fracking mit seinen hohen Investitions- und Förderkosten. Damit bewirkt die Reduktionspolitik der OPEC das Gegenteil des Beabsichtigten. Gleichwohl gilt auch: Wenn Nordamerika durch Fracking mehr „schwarzes Gold“ fördert, setzen die dadurch erzeugten Angebotssteigerungen und die gewachsenen Lagerbestände den Ölpreis wiederum unter Druck.

Insgesamt wird durch diesen (neuen) Wettbewerb mehr Öl gefördert als tatsächlich gebraucht wird und bleibt der Preis für Rohöl auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Das wirkt sich schädlich auf jene Länder aus, die, wie beispielsweise Venezuela und Russland, volkswirtschaftlich stark an ihre Ölexporte gebunden sind.

Damit sind noch nicht die Folgen der intensivierten (alternativen) Ölförderung für Mensch und Umwelt berücksichtigt, denn Fracking wird wegen der Risiken von Umweltschützern bekämpft und ist in vielen Ländern verboten oder streng reguliert. Außerdem bleibt es dabei, dass die Ölvorräte auch bei Verzögerung des Fördermaximums endlich sind.

Daher sollten neue Technologien zur Energieerzeugung und speziell für eine umwelt- und klimaschonende Mobilität forciert entwickelt und zum Einsatz gebracht werden. Diese Erfordernisse liegen nicht in der Hand der Ölindustrie.
Quellen
    • Text: Olaf Walther (Kb)
    • Foto: masterzphotofo - Fotolia.com