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Schlüssellose Systeme: Ruck, Zuck ist das Auto weg
Schlüssellose Systeme machen es Autodieben leicht, haben Tests bewiesen

RobGal

Bei manchem Auto kann der Schlüssel in der Hosen- oder Handtasche bleiben, wenn man es öffnen will. Kontaktlose Schließsysteme ohne Schlüssel machen es möglich.
Sie sind ziemlich praktisch und werden von den Autoherstellern selbst für Kleinwagen angeboten. Nähert sich der Autobesitzer damit seinem Fahrzeug, erkennt das System per Funk den Schlüssel, und die Zentralverriegelung öffnet, sobald der Türgriff berührt wird. Doch diese Systeme sind nicht nur komfortabel, sondern auch leicht zu knacken.

ADAC und der Touring-Club Schweiz (TCS) nahmen gemeinsam 76 Automodelle mit solch einem komfortablen „schlüssellosen“ System unter die Lupe; vor einem Jahr prüften sie bereits 24 Autos. Das Fazit: Mit schlüssellosen Systemen sind Fahrzeuge leichter zu stehlen als mit normalem Funkschlüssel. Denn auch beim zweiten Test konnten alle Fahrzeuge mittels einer selbstgebauten Funkverlängerung sekundenschnell geöffnet und gestartet werden, ohne dass es Einbruch- oder Diebstahlspuren gegeben hätte. „Die Sicherheitslücke bei den Komfortschlüsseln“, kritisiert der ADAC, „erleichtert Dieben das Handwerk ungemein.“

Langfinger müssen mit einem Gerät nur in die Nähe des Autoschlüssels gehen und mit einem zweiten in die Nähe der Autotür, und schon können sie die Signale „Hunderte von Metern“ verlängern, beschreibt der ADAC den Trick. Damit lasse sich der Wagen öffnen und wegfahren. Das funktioniert auch, wenn sich der Schlüssel an einem sicheren Platz im Haus befindet oder in der Tasche des Besitzers, egal, ob er im Lokal sitzt oder anderswo. Praktisch alle hundert begutachteten Fahrzeuge konnten die Tester auf diese Weise „illegal“ öffnen, auch der Motor ließ sich starten – selbst beim über 110.000 Euro teuren Tesla Modell S.

Die dafür nötigen zwei Verlängerungsgeräte können leicht und für rund 100 Euro selbst gebaut werden, betonen die ADAC-Experten. Der TCS ergänzt: „Dabei gibt es eine marktreife Technik, welche dies verhindern kann.“ Ein Chip mit Zeitmessung, ab Werk ins Auto eingebaut, verbesserte den Diebstahlschutz deutlich.

Computerwissenschaftler der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) erkannten nämlich das Sicherheitsproblem bereits 2010 und entwickelten daraufhin einen derartigen Chip. Das ETH-System, kürzlich vom Europäischen Forschungsrat ausgezeichnet, misst auf Sekundenbruchteile genau die Zeit, die bei der Übertragung des Funksignals vergeht und kann dadurch beurteilen, ob sich der Schlüssel in unmittelbarer Fahrzeugnähe befindet. Wenn nicht, heißt das, dass das Signal des Schlüssels umgeleitet wird – und der Wagen bleibt verschlossen.

Es gibt zwar Tipps, wie man den Keyless-Schlüssel schützen kann, etwa durch abschirmende Etuis oder indem man Alufolie um den Schlüssel wickelt. Diese Methoden sind aber nach Ansicht des TCS nicht zuverlässig oder nicht praktikabel. Der Autoklub empfiehlt daher: Solange schlüssellose Systeme ein Diebstahlrisiko darstellen, sollte man sie nicht für sein Auto kaufen.
Quellen
    • Text: Beate M. Glaser (Kb)
    • Foto: RioPatuca Images - Fotolia.com