Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

Quartalsbilanz: Volkswagen erholt sich
Ad-hoc-Meldung: „Übertreffen der Markterwartungen“ / Tiguan im Trend / China im Fokus

RobGal

Volkswagen verblüffte Mitte April mit einer Ad-hoc-Mitteilung die Öffentlichkeit. Nach eigenen Angaben erwirtschaftete der Wolfsburger Autokonzern im ersten Quartal dieses Jahres einen operativen Gewinn von 4,4 Milliarden Euro und übertrifft damit nach eigener Einschätzung die Markterwartungen.
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet das eine Steigerung um eine Milliarde Euro, woran die Kernmarke VW mit 900 Millionen Euro erheblichen Anteil hatte.

Zu diesem unerwarteten Aufschwung trug maßgeblich der gute Verkauf des VW Tiguan bei. Die seit gut einem Jahr erhältliche zweite Generation des Kompakt-SUV orientiert sich im Design am größeren Bruder Touareg und ist mit Teilen aus dem VW-Bestseller Golf sowie aus dem eine Fahrzeugklasse höheren Passat bestückt. Der Tiguan liegt voll im (Verkaufs-)Trend der SUV- Modelle.

Die zweite gute Nachricht für die Wolfsburger: Die Folgen der Abgas-Malaise scheinen weitgehend bewältigt zu sein. So konnte VW in den USA vermelden, dass von den 475.000 Dieselautos mit Zwei-Liter-Motor, für die sich Volkswagen im Rahmen von Vergleichen mit Kunden auf eine Rücknahme bis November 2018 verpflichtet hat, bereits die Hälfte zurückgekauft ist. Der VW-Vertriebschef in den USA sagte dazu: „Wir liegen weit vor unserem Zeitplan.“ Die zurückgekauften Autos will VW nun als Gebrauchtwagen anbieten, um einen Teil der Kosten zu kompensieren, muss dafür aber noch auf grünes Licht von der US-Umweltbehörde warten.

Dritter Faktor für die wirtschaftliche Besserung bei VW: Die fixen Kosten pro gefertigtem Auto konnten laut VW-Vorstand im Zuge des Investitions- und Sparprogramms „Zukunftspakt“ bereits so weit reduziert werden, dass es sich positiv auf die Bilanz auswirkt. Seit Jahren hat insbesondere die Kernmarke damit zu kämpfen, dass zwar viele Autos verkauft werden, der Gewinn pro Einheit aber gering ausfällt.

Viertens: Volkswagens strategische Produktoffensive nimmt Gestalt an. Auf der Autoausstellung in Schanghai (21. bis 27.4.2017) präsentiert VW bereits das dritte Mitglied seiner I.D.-Reihe vollelektrischer und (teil-)automatisierter Konzeptfahrzeuge, das SUV-Coupé I. D. Crozz. Die tschechische VW-Tochter Škoda zeigt mit der SUV-Coupé-Studie Vision E in Schanghai ihren ersten Stromer, und auch Audi präsentiert das Konzept eines Elekto-SUV-Coupés, den E-Tron Sportback.

Porsche, Seat und die gesamte Lkw-Sparte legten im März zweistellig zu

Mit all diesen günstigen Faktoren zeichnet sich eine wirtschaftliche Wende bei Volkswagen ab, nachdem der Wolfsburger Konzern nach Bekanntwerden der Abgasmanipulationen im September 2015 ins Trudeln geraten und 2016 der Umsatz der Kernmarke im Verhältnis zu 2015 um 0,6 Prozent gesunken war, was die Bilanz des gesamten Konzerns bremste. Zwar sank der Autoabsatz des VW-Konzerns im ersten Quartal 2017 um 0,5 Prozent auf 2,50 Millionen Einheiten, vor allem wegen Problemen in China. Jedoch stiegen die Zahlen bereits im März teils deutlich wieder an, so in Europa um 6,0 Prozent und in Deutschland um 5,8 Prozent. Im krisengeschüttelten Brasilien wurde sogar ein zweistelliges Wachstum erreicht, und in China konnte die Negativ-Delle bereits nahezu beendet werden.

VW Pkw befindet sich im März mit einem Plus von 2,5 Prozent wieder im Aufwind, Porsche und sogar Seat legten zweistellig zu (plus 12,7 und 14,4 Prozent), noch besser schnitt die Lkw-Sparte mit VW Nutzfahrzeuge, MAN und Scania mit Steigerungen von 16,5 bis 22,1 Prozent ab. Einen detaillierten Zwischenbericht will der Konzern Anfang Mai der Öffentlichkeit vorlegen.

Hoffnung setzt VW weiterhin auf den chinesischen Markt, wo die Kernmarke die Hälfte ihrer Fahrzeuge verkauft. Den Absatzrückgang im Reich der Mitte zu Beginn des Jahres, der durch reduzierte Steuererleichterungen und Ärger mit Audi-Händlern zu erklären ist, will der Konzernvorstand so schnell wie möglich wettmachen, mit dem Ziel, dass das chinesische Geschäft im gesamten Jahr 2017 mindestens so stark wie der Gesamtmarkt wächst.

Besondere Bedeutung kommt dabei neben den in China sehr beliebten Kompakt-SUV auch der Elektromobilität zu, die von der chinesischen Regierung ausgeprägt gefördert wird. Volkswagen hat sich vorgenommen, bis zum Jahr 2020 jährlich 400.00 Batterie- und Hybridfahrzeuge in China zu verkaufen, bis 2025 sollen es sogar 1,5 Millionen sein. Was auch durch die Premieren der Konzeptfahrzeuge in Schanghai gelingen soll.
Quellen
    • Text: Olaf Walther/Kristian Glaser (Kb)
    • Foto: Volkswagen