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VW Arteon: Gourmethappen statt Hausmannskost
Volkswagen lässt Phaeton und CC hinter sich und wartet mit einem neuen Flaggschiff in der oberen Mittelklasse auf

RobGal

Ei, wer hätte das gedacht? Statt geradliniger Hausmannskost à la Passat oder konservativem Auftritt, wie ihn das inzwischen eingestellte Flaggschiff Phaeton repräsentierte, hat Volkswagen-Designer Tobias Sühlmann ein Fahrzeug gezeichnet, das mit sportlicher Athletik im optischen Auftritt durchaus in der Lage ist, Emotionen zu wecken.
Das neue Topmodell der Wolfsburger Marke hört auf den Namen Arteon (mit der Betonung auf der ersten Silbe), der sich aus den Wortteilen „art“ (englisch für Kunst) und „eon“ (für Modelle der VW-Oberklasse) zusammensetzt. Ganz im Stile eines Gran Tourismo verfügt die Limousine über ein langgezogenes Fließheck mit schmucken Chromleisten in der langen Seitenfenstergrafik. Die mächtig ausgestellte Schulterpartie erzeugt einen kraftvollen Eindruck. In dem extrem breiten Kühlergrill umschließen die beiden oberen Querspangen die serienmäßigen LED-Scheinwerfer.



Mit einem um fünf Zentimeter größeren Radstand als beim Passat positioniert sich der 4,86 Meter lange Arteon laut VW-Sprecher Martin Hube „eine dreiviertel Klasse“ oberhalb des Mittelklasse-Bruders, mit dem er gemeinsam in Emden gebaut wird. Mit seinem Platzangebot auch auf den Rücksitzen spielt er aber durchaus in der Oberklasse mit. Riesig ist zudem der Kofferraum ausgefallen. Der 563 Liter große Stauraum lässt sich durch Umklappen der asymmetrisch geteilten Rücksitzlehne auf 1.557 Liter vergrößern. Dass dabei im Laderaumboden eine abgeschrägte Stufe entsteht, dürfte im Alltag eher zweitrangig sein. Der praktische Nutzwert leidet darunter jedenfalls nicht.



Eher ein wenig enttäuschend wirken dagegen die genarbten Kunststoffe im Innenraum, die nicht so recht zum hochwertigen Charakter des Arteon passen wollen. Vielleicht ist das aber auch pure Absicht. „Wir wollen eigentlich nicht Premium sein, wir sind Volkswagen“, erklärte Hube bei der Fahrpräsentation. Immerhin: Die hübsche und sehr elegante Analoguhr aus dem Phaeton, der wegen schlechter Nachfrage im März letzten Jahres aus dem VW-Programm gestrichen wurde, hat es in die Armaturentafel des Arteon geschafft.

Aus dem Vollen schöpfen können Arteon-Fahrer bei den elektronischen Heinzelmännchen. Ein Notfallassistent stoppt den Wagen auf der rechten Fahrspur, falls der Wagenlenker gesundheitsbedingt ausfallen sollte. Die automatische Distanzregelung bietet auf Basis von Navigations- und GPS-Daten erstmals eine vorausschauende Geschwindigkeitsregelung. Von dieser Technik profitiert auch eine neue Art von Kurvenlicht, das nach Aussage von Martin Hube einen zeitlichen Zugewinn beim Ausleuchten der Fahrbahn von „über einer Sekunde“ bietet. Der Spurwechselassistent ist bereits bei Schritttempo aktiv, der Spurhalter reagiert auch auf vorausfahrende Fahrzeuge.


Mit drei Motoren geht der VW Arteon am 16. Juni an den Start. Nur mit Frontantrieb ist der 150 PS starke 2,0 TDI (Normverbrauch: 4,4 Liter Diesel auf 100 Kilometer; CO2-Ausstoß 114 g/km) ausgestattet. Über den permanenten Allradantrieb 4motion verfügen die beiden Spitzenmotorisierungen, die auf unseren ersten Kb-Testfahrten durch Kraft und Laufruhe überzeugten (siehe „Im Detail“). Der 2,0 TSI bringt es auf 280 PS und kommt laut Norm mit 7,3 Liter Super 100 Kilometer weit (164 g/km CO2). Nach zurückhaltender Fahrweise wegen zahlreicher Tempolimits errechnete der Bordcomputer 7,9 Liter (187 g/km CO2). Ein ähnliches Bild ergab die Tour mit dem 240 PS starken 2,0 TDI. Er übertraf mit 6,7 Liter Diesel (178 g/km CO2) den Normwert von 5,9 Litern (152 g/km CO2) in einem akzeptablen Rahmen.



Ein 2,0 TDI mit 190 PS, den es wahlweise mit Front- und Allradantrieb geben wird, folgt ebenso im September wie ein ebenfalls 190 PS starker 2,0 TSI, der ausschließlich über die Vorderräder angetrieben wird. Im November rundet ein 1,5 TSI mit 150 PS die Motorenpalette ab. Der Fronttriebler wird über eine Zylinderabschaltung verfügen.
Bei 39.675 Euro für den 2,0 TDI mit 150 PS in der Basisausstattung, die auf eine zusätzliche Bezeichnung verzichten muss, beginnt der Einstieg in die Welt des VW Arteon. Die Topmotorisierungen gibt es ausschließlich in den Niveaus Elegance und R-Line. Sie bewegen sich zwischen 49.325 und 49.900 Euro für den Benziner sowie zwischen 51.600 und 52.175 Euro für den Selbstzünder.

Im Detail: VW Arteon 2,0 TSI 4Motion Elegance

Fahrzeugsegment: Viertürige Fließhecklimousine der oberen Mittelklasse;
Motor: Vierzylinder- Turbo mit Benzindirekteinspritzung und 16 Ventilen;
Hubraum: 1.984 ccm;
Leistung: 280 PS/ 206 kW bei 5.100 bis 6.500 U/min.;
Maximales Drehmoment: 350 Nm bei 1.700 bis 5.600 U/min.;
Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 7,3 sec.,
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h;
Kraftstoffart: Super;
Normverbrauch: innerorts: 9,2 Liter/100 km, außerorts: 6,1 Liter/100 km, insgesamt: 7,3 Liter/100 km;
CO2-Emission: 164 g/km;
Abgasnorm: Euro VI;
Energieeffizienzklasse: C;
Tankinhalt: 66 Liter;
Theoretische Reichweite: 904 km;
Übersetzung: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe;
Antrieb: permanenter Allrad;
Maße (Länge/Breite/Höhe): 4.862 mm/ 1.871 mm/1.450 mm;
Radstand: 2.837 mm;
Kofferraumvolumen: 563 bis 1.557 Liter;
Leergewicht: 1.716 kg;
Nutzlast: 524 kg;
Zulässiges Gesamtgewicht: 2.240 kg;
Anhängelast (gebremst/ungebremst): 2.200 kg/750 kg;
Wendekreis: 11,9 m;
Bremsen (vorn/hinten): Scheiben/ Scheiben;
Räder: 8 J x 18, Leichtmetall;
Bereifung: 245/45 R 18;
Versicherungstypenklassen: Haftpflicht: 16/Teilkasko: 27/Vollkasko: 23;
Preis: 49.325 Euro.
Quellen
    • Text: Thomas G. Zügner (Kb)
    • Foto: Volkswagen