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Mercedes-Lkw-Motor: Dem Zielkonflikt ein Schnippchen geschlagen
Zweite Generation des OM 471 / Mehr Power, geringerer Verbrauch und robuster

RobGal

Der neue OM 471 ist der Stolz der Motoringenieure von Mercedes Lkw. Gefühlt wie ein Smart so groß, war der 12,8 Liter große Reihensechszylinder bei seinem Erscheinen im Jahr 2011 der erste Lkw-Serienmotor mit Euro VI – zweieinhalb Jahr vor Inkrafttreten der Abgasnorm.
Trotzdem verlangt das Triebwerk fünf Prozent weniger Diesel als sein Vorgänger. Erreicht wurde das unter anderem durch eine elektronisch gesteuerte Common-Rail-Technologie, eine aufwendige Abgasreinigung und einen asymmetrischen Turbolader.

Der OM 471 treibt mit 421 bis 510 PS den Schwer-Lkw Mercedes Actros an, seine Brüder Arocs (Bau) und Antos (Verteilerverkehr) sowie die Reisebusse von Mercedes und der Schwestermarke Setra. Ferner wird das Triebwerk in Nordamerika von den Daimler-Marken Freightliner und Western Star sowie in Asien von Fuso eingesetzt – insgesamt 250.000 Mal seit 2011.

530 PS bei 1.450 bis 1.800 Umdrehungen

Vier Jahre nach der Premiere erfolgt nun die erste Weiterentwicklung mit noch einmal verringertem Kraftstoffverbrauch, neuer Leistungsstufe und höherem Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen. Die stärkste Version leistet nun 530 PS über einen weiten Drehzahlbereich von 1.450 bis 1.800 Umdrehungen in der Minute für 40-Tonnen- und noch schwerere Lastzüge. Das höchste Drehmoment von 2.600 Newtonmetern liegt bereits bei 900 Umdrehungen an und reicht bis zu 1.450 Umdrehungen. Vom Stand weg geht es mit 1.600 Newtonmetern los – Werte, die noch vor Jahren Achtzylinderaggregaten vorbehalten waren, wie Mercedes betont. Erreicht wurde das durch eine Reihe innermotorischer Verbesserungen. Das Common-Rail-System arbeitet nun mit Druckverstärkern im Injektor, und das Einspritzsystem kann frei moduliert werden, so dass der maximale Einspritzdruck von bislang 2.100 auf 2.700 bar erhöht werden konnte.

Die kleineren Motoren wurden im unteren Drehzahlbereich verbessert. Bei etwas unter 800 Umdrehungen liegt nun bereits ein Drehmoment von mindestens 2.000 Newtonmetern an, Mercedes spricht von einem "extrem breiten nutzbaren Drehzahlbereich von etwa 1.000 Umdrehungen in der Minute". Bei niedrigen Drehzahlen seien die Motoren "jetzt mindestens eine Leistungsklasse höher als bisher einzustufen".

Auch für die Emissionsreduzierung wurde einiges getan. Beim asymmetrischen Turbolader des OM 471 wird das Abgas einiger Zylinder direkt in die Turbine geleitet, was den Ladedruck und damit Leistung und Drehmoment schnell ansteigen lässt. Vom Abgas der anderen Zylinder wird eine bestimmte Menge für die Rückführung abgezweigt, um die Stickoxide (NOx) zu minimieren. Durch die Verlagerung einer Klappe zur Abgasrückführung (AGR) kann das Gas nun stufenlos für den gesamten Bereich des Motorkennfeldes reguliert werden. Das verbessert den Energieverbrauch und macht einen Sensor überflüssig, das System wird dadurch sauberer und weniger störanfällig.
Der Turbolader im OM 417 stammt nun aus eigener Entwicklung, "weil man beim Zukauf von einem Zulieferer immer Kompromisse machen muss, und das wollen wir nicht mehr", wie Stefan Buchner, Leiter der Lkw-Sparte von Mercedes-Benz, bei der Vorstellung sagte. Der Turbolader ist spezifisch an den neuen Motor angepasst, weniger komplex, dafür robuster und auf eine kraftstoffeffiziente Wirkungsweise ausgelegt.

Der neue OM 471 verbraucht drei Prozent weniger Diesel. Bei einer durchschnittlichen Jahresfahrleistung von 130.000 Kilometern werden somit 1.100 Liter eingespart, das entspricht einem Minus von drei Tonnen CO². Ein Lkw mit dem neuen Motor (ab sofort bestellbar) kostet 2.450 Euro mehr, was sich allein durch die eingesparten Dieselkosten bereits nach rund zweieinhalb Jahren rechnet.
Quellen
    • Text: Kristian Glaser (Kb)
    • Foto: Mercedes-Benz