Kb-Test Seat Ateca 2,0 TSI 4DRIVE FR: Einen draufgesetzt
-
RobGal -
20. Dezember 2017 um 11:33 -
0 Kommentare -
13.447 Mal gelesen
Das erste Mehrzweckfahrzeug von Seat ist gleich ein riesiger Erfolg. Der nach einer Gemeinde in der spanischen Provinz Saragossa benannte Wagen, der im tschechischen Kvasiny bei Konzernschwester Škoda gebaut wird, hat sich in der markeninternen Hitliste in Deutschland inzwischen hinter Leon und Ibiza den dritten Platz gesichert.
Nun setzen die Spanier noch einen drauf: Die Beliebtheit des Seat Ateca soll nicht nur durch eine sportlich ausgerichtete Ausstattungslinie, sondern auch noch durch eine frische Spitzenmotorisierung beflügelt werden. Wir haben das Kompakt-SUV mit 190-PS-Benzinmotor, Allradantrieb und FR-Ausstattung ausführlich getestet.
Die Buchstaben FR stehen bei Seat traditionell für „Formula Racing“. Dabei bringen Drei-Speichen-Sportlenkrad in Leder mit roten Ziernähten, Sportpedale in Aluminiumoptik und bequeme Sportkomfortsitze, deren Sitzmittelbahn mit feinem Alcantara bezogen ist, sportive Elemente in den Ateca. Äußere FR-Merkmale sind die schwarze Dachreling und ein Heckspoiler in Wagenfarbe, der uns beim Reinigen der Heckscheibe mit einem herkömmlichen Abzieher allerdings im Weg war.
Trotz kompakter Außenabmessungen geht es im Innenraum des Ateca erstaunlich luftig zu. Davon profitieren auch die Fondpassagiere, die sich über ein geradezu fürstliches Platzangebot freuen dürfen. Der allerdings sehr schmale und ein wenig stiefmütterlich behandelte Mittelplatz in der zweiten Reihe macht es nicht empfehlenswert, auf längeren Strecken eine fünfte Person mitzunehmen.
Mit einem Kofferraumvolumen, das je nach Positionierung der asymmetrisch umklappbaren Rücksitzlehne zwischen 485 und 1.579 Liter beträgt, lässt es sich im Alltag auf jeden Fall gut leben. Möglicherweise stellt bei der einen oder anderen Transportaufgabe die kleine Stufe ein Hindernis dar, die bei voller Ausnutzung des Stauraums im Ladeabteil entsteht.
Die Armaturen sind übersichtlich und ohne überflüssigen Schnickschnack gestaltet. Fast perfekt ausgefallen ist das stattliche Infodisplay zwischen den beiden großen Rundinstrumenten. Hier werden nahezu alle wichtigen Anzeigen aufgeführt, ohne dass man sich erst durch irgendwelche Menüs fummeln muss. Lediglich die Daueranzeige der Reichweite wäre um Längen nützlicher als der reichlich unsinnige Kompass. Ganz hervorragend arbeitet die aufpreispflichtige, aber sehr praktische Fernlichtautomatik, die Bestandteil verschiedener Fahrassistenzpakete ist.
Der neue Topbenzinmotor weist einen Hubraum von knapp zwei Litern auf und bietet 190 PS, so dass er mit dem Spitzendiesel leistungsmäßig gleichgezogen hat. Das direkteinspritzende Turboaggregat weist einen bulligen Charakter auf und stellt seine maximale Zugkraft wie ein Selbstzünder schon bei niedrigen Drehzahlen zur Verfügung. Mit dem leer gut 1,5 Tonnen schweren Ateca hat das temperamentvolle Aggregat relativ leichtes Spiel, es lässt den Wagen bis zu 212 km/h schnell werden. Der Fahrspaß macht sich allerdings an der Zapfsäule bemerkbar. Bereits bei halbwegs zügiger Gangart fließen auf 100 Kilometer zwischen neun und zehn Liter Super durch die Leitungen (siehe „Im Detail“).
Mehr als die Hälfte aller Ateca-Käufer ordern den Allradantrieb. Das ist mit Sicherheit eine gute Entscheidung, denn der 4,36 Meter lange Wagen liegt damit wie das berühmte Brett auf der Fahrbahn, umrundet Biegungen aller Art spurtreu und scharrt beim kräftigen Anfahren nicht mit den Hufen. Wer den Spitzenbenziner 2,0 TSI wählt, hat die Vierradtechnik bereits serienmäßig an Bord. Über einen Drehschalter zwischen den Vordersitzen lassen sich zudem verschiedene Fahrprofile auswählen und individuell schärfen. Die beeinflussen die Lenkunterstützung, die Gasannahme oder die Schaltkennlinie des feinfühlig agierenden siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebes. Die Fahrwerksabstimmung ist zwar straff, aber nicht buckelhart. Nur beim Überfahren von Querfugen auf der Autobahn oder von Schienen an Bahnübergängen lässt der Wagen eine gewisse Geschmeidigkeit vermissen, wenn er etwas unwirsch darüber poltert.
An Selbstbewusstsein mangelt es dem Seat Ateca jedenfalls nicht. Beim Ein- und Aussteigen projiziert ein Lichtstrahl aus den Außenspiegeln ein spezielles Logo mit Schriftzug und Silhouette des Fahrzeugs auf den Boden. Ein zwar unnötiger, aber irgendwie doch netter Gag.