Verbraucherumfrage: Automobilhersteller büßen Vertrauen ein
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RobGal -
9. September 2019 um 14:58 -
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63 Prozent der Autofahrer halten keine einzige Automarke für umweltfreundlich. Das ist deutlich. Alle großen Namen der Branche hätten „an Glaubwürdigkeit eingebüßt“, profitiert habe davon nur Tesla, sagte Peter Sauermann, Forschungsleiter von Aral, bei der Vorstellung der repräsentativen Aral-Umfrage zu „Trends beim Autokauf“.
Die Autofahrer sind sauer. Abgasbetrügereien und Fahrverbotediskussion, verstopfte Verkehrs- und Klimawende – die Verbraucher nehmen es der Politik und der Autowirtschaft übel, dass Missstände nicht abgestellt werden. So ist es kein Wunder, dass sich die Autokäufer insbesondere vom Dieselmotor abwenden: „Wollte sich vor vier Jahren noch fast jeder dritte Befragte für einen Selbstzünder entscheiden, schrumpft dieser Anteil auf nur noch zwölf Prozent“, zitiert Sauermann aus der Umfrage, die der Kraftstoffproduzent seit 2003 alle zwei Jahre wiederholt. In der aktuellen Untersuchung gab mehr als jeder zweite Befragte an, sich wegen der aktuellen Diskussion gegen einen Diesel zu entscheiden oder Zweifel an der Antriebsart entwickelt zu haben.
Autotausch statt Dieselnachrüstung
Wie sehr die Verbraucher genervt sind, lässt sich erahnen, wenn man die Antworten betroffener Autobesitzer auf die Frage anschaut, welche Maßnahme sie bevorzugen, um einen weniger schmutzigen Diesel zu fahren: eine Nachrüstung oder den Umtausch ihres Wagens? Ergebnis: 99 Prozent wollen ein anderes Auto, also fast alle. Das ist ein geradezu vernichtendes Urteil für Regierung und Autohersteller, die sich in Folge der Abgasmanipulationen ein monatelanges Hickhack über Art und vor allem Finanzierung einer möglichen Nachrüstung liefern.
Die Autokäufer wechseln auch nicht so ohne weiteres zum Elektroauto. Mehr als jeder zweite kann sich zwar grundsätzlich die Anschaffung eines Stromers vorstellen (der gleiche Wert wie 2017), aber gerade einmal sieben Prozent derjenigen, die einen Autokauf in der nächsten Zeit planen, erwägen tatsächlich den Erwerb eines E-Autos. Das mag damit zu tun haben, dass die Verbraucher davon ausgehen, für ein E-Auto im Durchschnitt fast 30.000 Euro anlegen zu müssen. Dabei wollen sie sich in punkto Reichweite und Ladedauer „nicht mit Kompromissen zufriedengeben“, wie Sauermann unterstreicht. Der durchschnittliche Interessent verlangt eine Reichweite von 530 Kilometern (2013: 370 Kilometer), und gut 60 Prozent wollen, dass das „Volltanken“ eines Stromers höchstens eine halbe Stunde dauert. All diese Erwartungen kann die Industrie aber noch nicht erfüllen. Hinzu kommt noch, dass nur 39 Prozent der Befragten bereit sind, für ihr Wunschauto mehr Geld auszugeben, wenn es mit Elektroantrieb ausgestattet ist. Die Verbraucher wollen, dass die Wirtschaft liefert.
Die Skepsis erfasst auch die sogenannten Zukunftstechnologien. „Nur 18 Prozent können sich vorstellen, in einem selbständig fahrenden Auto Platz zu nehmen“, stellt Sauermann fest. Das sind weniger als vor zwei Jahren. Die Vorbehalte rühren von Sicherheitsbedenken, von mangelndem Vertrauen in die Technik und dass man die Fahrzeugkontrolle nicht aus der Hand geben möchte. Auch auf das vernetzte Auto kann gut ein Drittel der Verbraucher verzichten. Wer aufgeschlossen gegenüber der automobilen Konnektivität ist, ist das vor allem der Sicherheit wegen.
Der Vertrauensverlust der Automobilwirtschaft artikuliert sich nicht zuletzt im Kaufverhalten. Laut der Aral-Studie tragen sich nur 35 Prozent der Autofahrer mit dem Gedanken, sich demnächst einen neuen Wagen anzuschaffen, das bedeutet einen deutlichen Rückgang um sechs Prozentpunkten gegenüber 2017. Allerdings gehört dieser Wert, räumt Sauermann ein, „langfristig zu den höchsten jemals ermittelten“. Das liegt jedoch am gestiegenen Interesse für die weniger teuren Gebrauchtwagen. Die konnten sich in der Gunst der potentiellen Käufer auf zwölf Prozent verdoppeln, während der Wunsch nach einem fabrikneuen Gefährt um elf Punkte auf 14 Prozent eingebrochen ist. Ein Auto kostet viel Geld, gibt Sauermann zu bedenken, dann will man dafür auch eine Leistung. „Wenn die nicht kommt, kann man entsprechende Reaktionen verstehen“, meint der für Forschung zuständige Aral-Mann.
Beliebteste Marker der Autokäufer ist BMW (unverändert 14 Prozent). Aber nur, weil Audi als der bisherige Spitzenreiter von 17 auf 12 Prozent einsackte. Auf Platz drei folgt Mercedes-Benz mit zehn Prozent. Der scheinbar ewige Publikumsliebling Volkswagen brach auf neun Prozent ein – die Quittung für Dieselgate.
Dass relevante Teile der Verbraucher weniger Geld fürs Auto zur Verfügung haben oder aufbieten möchten, legen die Umfrageergebnisse zur Kauffinanzierung nahe: Im Schnitt wünscht sich ein Käufer 13 Prozent Rabatt vom Händler, und jeder zweite nimmt den Hut, wenn seine Erwartung nicht erfüllt wird. Außerdem prophezeit die Aral-Studie ein kleines Comeback der preisgünstigen Kleinwagen, deren Beliebtheit sich auf zwölf Prozent verdoppelte.
Die Umfrage gibt auch Anhaltspunkte, wie die Hersteller verlorenes Terrain bei der Kundschaft zurückgewinnen können: Während für die Kaufentscheidung das Prestige eines Modells am wenigsten ausschlaggebend ist (16 Prozent), steht ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis – gestärkt – ganz oben auf der Wunschliste (51 Prozent), gefolgt von Sicherheit und Komfort (44 und 43 Prozent).