Opel hat für sein Stammwerk in Rüsselsheim die Spätschicht gestrichen, einem Großteil der 2.600 Beschäftigten droht jetzt Kurzarbeit. Die Reduzierung auf den Einschichtbetrieb soll sechs Monate dauern. Das vom Unternehmen beantragte staatliche Kurzarbeitergeld bedeutet für die Beschäftigten Lohneinbußen, die Opel durch einen nicht näher benannten Ausgleichsbetrag dämpfen will. Die Lohnersatzleistung sieht die Unternehmensleitung als „sozialverträgliche Brückenlösung“ an.
Schwierigkeiten bereitet dem traditionsreichen Autohersteller in seinem Stammwerk das unerwartet schlechte Geschäft mit dem Insignia. Die Nachfrage nach dem Flaggschiff der Marke ging im ersten Halbjahr 2019 um fast ein Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Normalerweise lassen die Hersteller mindestens zwei Fahrzeuge von den Produktlinien ihrer Werke laufen, um flexibel auf Schwankungen im Markt reagieren zu können. In Rüsselsheim wurde jedoch im Sommer bereits die Fertigung des Zafira gestrichen. Das neue Van-Modell, das baugleich mit dem Peugeot Traveller, dem Citroën Spacetourer und dem Toyota Proace Verso ist, wird nun im englischen Luton und im PSA-Werk im russischen Kaluga gebaut. Für Rüsselsheim ist zwar die Fertigung der nächsten Astra-Generation vorgesehen, was nach Zusicherung des Managements die Zukunft des Werkes garantieren soll.
Jedoch startet die Produktion des Opel-Bestsellers in der Kompaktklasse erst 2021. Zudem wurde bereits im Juni beschlossen, 600 Stellen in Rüsselsheim zu streichen und die Fertigungsquote von 60 auf 40 Wagen pro Stunde zu senken. Laut Presseberichten soll der Abbau von weiteren 600 Arbeitsplätzen bereits vorbereitet werden. Aus dem Betriebsrat wird Kritik laut, Opel-Chef Michael Lohscheller wolle das Unternehmen auf dem Rücken der Beschäftigten gesundstoßen. Der verteidigt seinen Kurs als alternativlos und verweist darauf, dass Opel im ersten Halbjahr 2019 erstmals seit knapp zwei Jahrzehnten eine positive Bilanz vorweisen konnte. Lohscheller, der seit der Übernahme durch PSA (Peugeot, Citroën, DS) im Jahr 2017 an der Spitze des Autoherstellers mit dem Blitz im Logo steht, kündigte weitere Sanierungsmaßnahmen an.