KUKA-Übernahme: Die Angst vor Midea schwächt sich ab
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RobGal -
4. Juli 2016 um 12:45 -
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Midea ist ein chinesischer Hersteller von Haushaltsgeräten und Elektrotechnik, speziell von Klimaanlagen. Die 1968 gegründete Firma befindet sich in Privatbesitz und ist an der Börse von Shenzhen notiert. Midea agiert weltweit und beschäftigt 126.000 Mitarbeiter.
Bislang hält das chinesische Unternehmen, das mit der Produktion von Teilen für Plastikflaschen begann, 13,5 Prozent an Kuka. Der Augsburger Roboterhersteller ist technologisch und maschinentechnisch bedeutsam für die Entwicklung und den Einsatz von Fertigungsrobotern nicht zuletzt in der Automobilindustrie und gehört zu den international führenden Anbietern auf seinem Gebiet. Midea hat vor, mindestens 30 Prozent der Kuka-Anteile zu erwerben, und kündigte das bereits Ende Mai an. Das warf in der bundesdeutschen Politik die Sorge auf, dass die Technologie des einheimischen Roboterproduzenten nach Fernost gelangen könnte. Entsprechend äußerte sich etwa der EU-Digitalkommissar Günther Oettinger. Der CDU-Politiker plädierte stattdessen für ein Konsortium europäischer Aktionäre, die ein Gegengewicht zu Midea bilden sollten.
Der chinesische Bieter versucht nun, die Zweifel zu zerstreuen, und brachte deutlich zum Ausdruck, Kuka nach einer möglichen Übernahme weder von der Börse zu nehmen noch einen Beherrschungsvertrag anzustreben, der die Leitung von Kuka auf Midea übertrüge. Gegen einen solchen Vertrag steht außerdem, dass eine Dreiviertelmehrheit der Aktionärsversammlung von Kuka einem solchen Beherrschungsvertrag zustimmen müsste.
Kukas Vorstandsvorsitzender Till Reuter betonte gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung": "Kuka ist eine deutsche Firma, und wir bleiben eine deutsche Firma". Gleichzeitig betonte er, dass China als größter Robotermarkt "entscheidend" sei.
Gerüchte um Gegengebot aus der Schweiz
Die größten Kuka-Aktionäre sind neben Midea der bundesdeutsche Technologiekonzern Voith mit 25,1 Prozent, die Unternehmensgruppe Loh mit zehn Prozent und die französische Axa-Versicherung mit fünf Prozent. 51 Prozent der Anteile befinden sich im Streubesitz, den Rest teilen sich Investoren mit jeweils unter drei Prozent der Anteile. Voith und Loh erklärten bereits, Kukas Offerte prüfen zu wollen. Mit einem Gegenangebot ist von ihnen eher nicht zu rechnen. Dafür werden in den Medien Gerüchte kolportiert, wonach der Schweizer Energie- und Automatisierungstechnikkonzern ABB Interesse an Kuka habe. Mideas Angebot sieht 115 Euro für eine Kuka-Aktie vor. Anfang dieser Woche lag der Kurs bei rund 107 Euro. In einer Stellungnahme kündigte der Kuka-Vorstand an, Verhandlungen mit Kuka aufzunehmen, um die "Interessen unseres Unternehmens, unserer Aktionäre, Kunden und Mitarbeiter langfristig" abzusichern. Konkret soll es dabei vor allem um den Schutz der Arbeitsplätze, den Firmensitz und die Sicherheit sensibler Kundendaten gehen. Mideas Angebot ist bis zum 15. Juli gültig.
Nach Lage der Dinge wäre eine vollständige Einverleibung durch Midea nicht zu befürchten, dadurch haben sich die Wogen ein wenig geglättet. Darüber hinaus mag die Zusammenarbeit zwischen Kuka und Midea die Export- und Kooperationsmöglichkeiten hiesiger Unternehmen mit China steigern.