BGH-Urteil VI ZR 300/24: Revolutionäre Entscheidung zur fiktiven Schadensabrechnung
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Sebastian Heldt -
3. April 2025 um 10:02 -
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Am 28. Januar 2025 fällte der Bundesgerichtshof (BGH) ein wegweisendes Urteil (VI ZR 300/24) zur fiktiven Schadensabrechnung bei Verkehrsunfällen. Dieses Urteil hat erhebliche Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Schadensersatzansprüche geltend gemacht und berechnet werden.
Hintergrund des Falls
Im vorliegenden Fall ging es um die Schadensersatzansprüche eines Fahrzeughalters, dessen Auto bei einem Verkehrsunfall beschädigt wurde. Der Kläger entschied sich, den Schaden fiktiv abzurechnen, das heißt, er ließ das Fahrzeug nicht reparieren, sondern verlangte den Betrag, der für eine Reparatur erforderlich wäre. Die Versicherung des Beklagten verweigerte jedoch die vollständige Zahlung und verwies auf günstigere Reparaturmöglichkeiten.
Entscheidung des BGH
Der BGH entschied, dass bei der fiktiven Schadensabrechnung der objektiv zur Herstellung erforderliche Betrag gemäß § 249 Abs. 2 Satz 1 BGB ohne Bezug zu tatsächlich getätigten Aufwendungen zu ermitteln ist. Das bedeutet, dass der Geschädigte den Betrag verlangen kann, der für eine sach- und fachgerechte Reparatur erforderlich wäre, unabhängig davon, ob er die Reparatur tatsächlich durchführen lässt oder nicht.
Wichtige Aspekte des Urteils
Fiktive Schadensabrechnung: Der Geschädigte kann den Schadensersatz auf Basis der Kosten einer hypothetischen Reparatur verlangen, ohne diese tatsächlich durchführen zu müssen.
- Verweis auf günstigere Reparaturmöglichkeiten: Der Schädiger kann den Geschädigten auf eine günstigere Reparaturmöglichkeit in einer freien Fachwerkstatt verweisen, wenn diese vom Qualitätsstandard her der Reparatur in einer markengebundenen Werkstatt entspricht.
- Schadensminderungspflicht: Der Geschädigte muss sich auf eine günstigere Reparaturmöglichkeit verweisen lassen, wenn diese für ihn zumutbar ist und keine besonderen Umstände entgegenstehen.
Bedeutung des Urteils
Dieses Urteil stellt klar, dass der Geschädigte bei der fiktiven Schadensabrechnung den objektiv erforderlichen Betrag verlangen kann, ohne die tatsächlichen Reparaturkosten nachweisen zu müssen. Gleichzeitig wird die Möglichkeit des Schädigers gestärkt, den Geschädigten auf günstigere Reparaturmöglichkeiten zu verweisen, um die Schadensersatzansprüche zu reduzieren.
Fazit
Das BGH-Urteil VI ZR 300/24 bringt Klarheit und neue Maßstäbe in die fiktive Schadensabrechnung bei Verkehrsunfällen. Es stärkt die Rechte der Geschädigten, während es gleichzeitig die Schadensminderungspflicht betont und die Möglichkeit der Verweisung auf günstigere Reparaturmöglichkeiten hervorhebt.