Lohnen sich Elektroautos mit der Kaufprämie?
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RobGal -
13. Juli 2016 um 15:37 -
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Die umstrittene Kaufprämie (4.000 Euro für Elektroautos und 3.000 Euro für Plug-in-Hybride), mit der die Bundesregierung den Absatz von elektrifizierten Pkw ankurbeln will, ist besser als ihr Ruf. Die kleinsten Stromer, wie etwa Mitsubishi i-Miev oder Peugeot Ion, sind selbst bei geringer Nutzung von rund 7.000 Kilometern pro Jahr auch ohne Prämie günstiger als ein vergleichbarer Kleinstwagen mit Verbrennungsmotor.
Mit Prämie kann sich der Kauf bereits "nach höchstens 3,3 Jahren" gelohnt haben. Das hat eine Vergleichsuntersuchung ergeben, die Wissenschaftler des Instituts für Energiesystemtechnik und Leistungsmechatronik der Ruhr-Universität Bochum (RUB) unter Leitung von Professor Constantinos Sourkounis durchführten. Sie gingen der Frage nach, wie sich die Prämie auf die Amortisationszeit eines E-Autos auswirkt, dabei wurden stets ähnlich ausgestattete Fahrzeuge einander gegenübergestellt.
Die Kosten von Strom sind erheblich niedriger als von Benzin oder Diesel, dafür sind Elektroautos vor allem wegen der immer noch teuren Batterie in der Anschaffung sehr kostspielig. Hier setzt die Kaufprämie der Bundesregierung an und senkt die preisliche Hürde für Interessenten. Der Effekt ist vor allem bei kleinen Autos hoch.
Elektroautos sind serienmäßig oft besser ausgestattet
In der unteren Mittel- und Kompaktklasse, hier treten beispielsweise Nissan Leaf und VW E-Golf an, ist das Angebot größer und sind die Preisunterschiede stärker, so dass die Entscheidung für ein Null-Emissions-Auto "komplizierter" sei, resümieren die Forscher. Die Amortisierungszeit variiere hier "stark". Laut den Bochumer Berechnungen liegt sie zwischen zwei und "unrealistischen" 30 Jahren. "Manche dieser Autos sind mit der Prämie allerdings auch schon beim Kauf günstiger", räumen die Wissenschaftler ein, "wenn man sie zum Beispiel mit dem entsprechenden Dieselfahrzeug oder einem Modell mit Automatikgetriebe vergleicht". Dabei muss man auch auf die Ausstattung achten. Denn oft seien Elektrofahrzeuge serienmäßig umfangreich bestückt, da lohne sich ein Vergleich "auf jeden Fall", unterstreichen die Forscher.
Vielfahrer sollten den Kauf eines Plug-in-Hybrids in Betracht ziehen. Die verfügen über einen kombinierten Benzin-Elektro-Antrieb und anders als bei Vollhybriden wird die Batterie nicht nur im Fahrbetrieb etwa durch Bremsenergierückgewinnung aufgeladen, sondern auch an der Steckdose, wodurch sich die elektrische Reichweiter erhöht. Wer jährlich etwa 28.000 Kilometer mit einem Plug-in-Hybrid-Pkw der unteren Mittelklasse unterwegs ist und die Kaufprämie in Anspruch nimmt, hat nach 4,2 Jahren den Anschaffungspreis wieder drin, so die Kalkulation der RUB-Wissenschaftler. Dabei gilt als Faustformel: "Je mehr elektrisch gefahren wird, desto kürzer wird die Amortisationszeit." Wer zu 80 Prozent im elektrischen Modus fährt, haben die Wissenschaftler errechnet, schafft die Amortisation bereits nach zweieinhalb Jahren. Das setzt aber viele Lademöglichkeiten voraus, wie die Bochumer einschränken, und daran hapert es hierzulande bekanntlich.
Und noch etwas muss bedacht werden: Vergleicht man einen Plug-in-Hybrid mit einem Diesel-Pkw, lohnt sich der Hybride nur, wenn überwiegend elektrisch gefahren wird. (Vielfahrer bevorzugen Selbstzünder wegen des im Vergleich zum Benzin günstigeren Dieselkraftstoffs.)
Fazit der Bochumer Vergleichsuntersuchung: Die Kaufförderung, die Staat und Autohersteller je zur Hälfte tragen, werde helfen, "die noch vorhandenen Mehrkosten von Elektrofahrzeugen schnell zu amortisieren und somit den Absatz zu erhöhen", sagte Professor Sourkounis. Und zwar umso eher, je mehr andere Kosten sinken. Obwohl der Antriebsstrang bei E-Mobilen wartungsarm sei, würden für Inspektionen heute oft ähnlich hohe Preise wie bei Autos mit Diesel- oder Benzinmotor verlangt, kritisieren die Wissenschaftler. Auch die Versicherungen legten für Elektrofahrzeuge "aufgrund der neuen Technologie und der fehlenden Erfahrungswerte" hohe Prämien an. Sinken diese Kosten, wovon bei steigenden Verkaufszahlen auszugehen ist, wird sich ein Elektrofahrzeug noch schneller und auch bei geringer Laufleistung lohnen.
Nicht ganz so eindeutig sieht es beim gewerblichen Einsatz von E-Mobilen aus. Ein vierjähriges Forschungsprojekt mit Elektrolieferfahrzeugen bei drei Paketzustelldiensten im Stadtverkehr von Baden-Württemberg, das von der Bundesregierung gefördert und vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (FAO) begleitet und ausgewertet wurde, erbrachte ein zwiespältiges Ergebnis. Einerseits, so die Bilanz, "können heute schon die leichteren Gewichtsklassen mit den Diesel-Referenzfahrzeugen mithalten". Allerdings nur, wenn Großflottenrabatte einfließen und die gesamte Nutzungsdauer betrachtet wird. Andererseits seien schwere Elektronutzfahrzeuge noch "weit entfernt", wirtschaftlich zu sein, stellen die Fraunhofer-Wissenschaftler fest. Sie zeigen sich aber überzeugt, dass "gezielte Anreizmaßnahmen" und die geringeren Betriebskosten den bis zu dreimal höheren Anschaffungspreis ausgleichen werden. So können die Kosten von elektrischen Lieferwagen besonders "unter planbaren und wiederkehrenden Bedingungen" reduziert werden. Die "Belieferung von Innenstädten", betonen die Fraunhofer-Forscher, stelle "ein ideales Anwendungsfeld für Elektromobilität dar", um die Emissionen in den Citys zu reduzieren.
Tipp: Wie beantragt man die Kaufprämie für sein Elektroauto?
Die offiziell "Umweltbonus" genannte Kaufprämie kann für alle Elektro- und Plug-in-Hybrid-Pkw beantragt werden, die nach dem 17. Mai 2016 gekauft oder geleast wurden. Für reine Stromer gibt es 4.000 Euro, für Plug-in-Hybride sind 3.000 Euro vorgesehen. Ausgeschlossen sind Wagen, die im Basispreis mehr als 60.000 Euro netto kosten. Das schließt Premiummodelle wie Audi Q7, BMW i8, Mercedes S-Klasse, Porsche Panamera oder Tesla S aus. Auch Nutzfahrzeuge und Vollhybride wie der Toyota Prius kommen nicht in den Genuss der Förderung. Autos von Herstellern, die sich nicht am Fördertopf beteiligen, können ebenfalls keine Kaufprämie erhalten.
Nach Veröffentlichung der Förderrichtlinie im Bundesanzeiger, die in den kommenden Tagen erwartet wird, können Anträge ausschließlich elektronisch beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle unter http://www.bafa.de gestellt werden, von wo auch das erforderliche Formular heruntergeladen werden kann. Für den Antrag braucht man den Kaufvertrag, später auch die Rechnung und die Zulassungsbescheinigung. Antragsberechtigt sind laut BAFA Privatpersonen, Unternehmen, Stiftungen, Körperschaften und Vereine, auf die das Auto zugelassen ist oder wird. Das Programm läuft bis zum Jahr 2019. Sollte die von Staat und Autoherstellern zusammen aufgebrachte Fördersumme von insgesamt 1,2 Milliarden Euro frühzeitig ausgeschöpft sein, ist die Förderung beendet. Bis dahin gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.