Toyota Mirai: Mit der Brennstoffzelle in die Zukunft
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RobGal -
28. Juli 2016 um 13:17 -
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Benzinmotor, Dieselaggregat oder Elektroauto? Bei Toyota gibt es eine vierte Option mit dem Namen Mirai. Der bedeutet "Zukunft", dahinter verbirgt sich die erste serienmäßige Brennstoffzellenlimousine der Welt, die mehr oder weniger per Handarbeit im japanischen Werk in Motomachi gefertigt wird.
Die Idee ist faszinierend: Als einzige Emission verpustet der obere Mittelklässler aus Japaner harmlosen Wasserdampf.
Optisch fällt die viertürige Stufenhecklimousine sofort ins Auge. Passanten bleiben stehen und diskutieren das kantige Design mit den riesigen Luftöffnungen an der Front und den Bumerangleuchten am Heck. Ähnlich futuristisch wie sein Äußeres sind die mittig auf der Armaturentafel positionierten "Mäusekino"-Anzeigen.
Ausgelegt ist der Mirai als Viersitzer. Den Mittelplatz im Fond nimmt eine große Konsole ein. Für ein 4,89 Meter langes Auto ist das Raumangebot im Brennstoffzellen-Toyota auf der Rücksitzbank nicht unbedingt üppig ausgefallen. Knie- und Kopffreiheit gehen zwar weitgehend in Ordnung, der Fußraum fiel dagegen eher eng aus. Der zerklüftete Kofferraum fasst nicht gerade üppige 361 Liter und verlangt nach geschickter Anordnung von nicht allzu voluminösen Transportstücken. Bei einer Zuladung von überschaubaren 330 Kilogramm dürfte dies aber eh zu verschmerzen sein.
Ein Blick unter die Motorhaube mit dem Elektromotor bringt zunächst keine überraschenden Erkenntnisse. Die Polymer-Elektrolyt-Brennstoffzelle mit einer Volumendichte von 3,1 Kilowatt pro Liter (kW/l) ist unter den Vordersitzen platziert. Im hinteren Bereich des Fahrzeugs verstecken sich zwei Hochdruck-Wasserstofftanks mit einem Volumen von 122,4 Litern, was laut Toyota einer Speichermenge von rund fünf Kilogramm entspricht. Der Normverbrauch ist mit 0,76 Kilogramm Wasserstoff angegeben, erste Testrunden quittierte der Bordcomputer mit exakt 1,0 Kilogramm. Damit würde der Mirai im Alltag mit einer "Tankfüllung" rund 500 Kilometer weit kommen.
Und genau hier liegt das größte Problem des alternativ angetriebenen Fernost-Gefährts. Die Infrastruktur des Tankstellennetzes in Deutschland ist nämlich mehr als mangelhaft. Es sind gerade einmal 21 Wasserstofftankstellen, die sich im weiten Land der Republik verlieren. Und die sind längst nicht immer funktionstüchtig. So berichtete Toyota-Techniksprecher Dirk Breuer davon, dass die Anlage in Frankfurt "seit Dezember tot" sei, die in der Stuttgarter Innenstadt sich "die längste Zeit außer Betrieb" befinde und die in Düsseldorf "achteinhalb Wochen ohne Funktion" gewesen sei.
"Es ist schwer, Geschichte zu schreiben", bedauerte Dirk Breuer im Rahmen eines Technikseminars vor Journalisten die vergebliche Liebesmüh’ des japanischen Herstellers, die Brennstoffzelle unter die Leute zu bringen. Denn das Fahren an sich ist mit dem 78.600 Euro teuren, jedoch reichhaltig und luxuriös ausgestatteten Mirai kein Hexenwerk. Fast lautlos surrt der Wagen beim Gas geben vor sich hin, 154 PS Leistung und 335 Newtonmeter Drehmoment sorgen für Temperament und flottes Vorwärtskommen. Per Tastendruck kann der Fahrer zwischen einer "Eco"- und einer "Power"-Einstellung wählen. Und wenn mit dem Verbrauch von einem Kilogramm Wasserstoff nichts anderes als acht Liter destilliertes Wasser emittiert werden, ist bestimmt auch das Umweltgewissen etwas beruhigt.