Wenn sich Otto oder Olivia Normalverbraucher ein besonders günstiges Auto kauft, dann ist es in der Regel ein Jahreswagen oder ein Modell einer auslaufenden Serie; Oldtimer (30 Jahre und älter) sind trefflich für gelegentliches Herumkutschieren in der Gegend geeignet, während gepflegte Youngtimer durchaus für die tägliche Fahrt zu gebrauchen sind.
Wenn aber die gutbetuchte Kundschaft sich einen picobello erhaltenen Oldtimer zulegt, so dient er als Geldanlage und soll das persönliche Prestige steigern. Weshalb er eher auf dem Concours d’Elegance vorgeführt als zum Einkaufen benutzt wird.
Der teuerste straßentaugliche Oldtimer war zuletzt ein Ferrari 250 GTO, der für nahezu 18 Millionen US-Dollar (entspricht 16 Millionen Euro) den Besitzer wechselte. Der Ferrari 355 S Spider Scaglietti von 1957 brachte mit 32 Millionen Dollar (28,5 Millionen Euro) ein noch hübscheres Sümmchen ein, der ist aber als ehemaliges Rennfahrzeug für den Straßenverkehr nicht zugelassen. Die extrem niedrigen Zinsen und die anhaltende Unsicherheit auf den Finanzmärkten verstärken typischerweise den Trend, dass sich private Anleger stärker auf Sachwerte orientieren. Neben den traditionellen Anlagemöglichkeiten wie Aktien, verzinsliche Wertpapiere und Edelmetallen wird überschüssiges Geld daher von teuren Kunstwerken, edlen Weinen und exklusiven Oldtimern angezogen. So werden für eine Flasche exquisiten Bordeaux-Weins schon mal 30.000 Euro hingeblättert. Dieser Hype führt dazu, dass die Oldtimerpreise seit dem letzten Jahr um 16 Prozent gewachsen sind. Analysten prognostizieren, dass dieser Trend weiter anhält.
Otto und Olivia N. werden von dieser Hochpreispolitik nicht verschont. Die Preise auf dem Gebrauchtwagenmarkt steigen und steigen. Ein führendes Internetverkaufsportal für Secondhand-Autos stellte aktuell fest, dass der Preisanstieg zwischen August 2015 und August 2016 wie schon im Vormonat fast sieben Prozent ausmachte.