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Nach 20 Jahren: Opel fährt wieder in der Gewinnzone
Kostensenkungen mit deutlichem Effekt | Aber: Die Rentabilität geht auf Kosten von Opels Markencharakter

RobGal

Opel war in den letzten Jahren stets das bedrängte Sorgenkind von General Motors, in dessen Besitz sich der Rüsselsheimer Autohersteller seit 1929 befand. Insofern ist die jüngste Nachricht eine Überraschung: Opel, seit genau einem Jahr die neue Adoptivtochter der PSA-Gruppe (Peugeot und Citroën), hat im ersten Halbjahr 2018 eine positive Geschäftsbilanz erzielt – erstmals nach zwanzig Jahren immer nur mit Betriebsverlust.
Die Marke mit dem Blitz im Logo bilanzierte zusammen mit ihrer britischen Schwestermarke Vauxhall, die Opel-Autos unter eigenem Label in Großbritannien verkauft, einen operativen Gewinn von 502 Millionen Euro in den ersten sechs Monaten dieses Jahres.

PSA-Finanzvorstand Jean-Baptiste de Chatillon sieht die Ursache für den Erfolg an erster Stelle in der Reduktion der Fixkosten um 28 Prozent. Das sei vor allem durch gemeinsame Plattformen für neue Opel-Modelle erfolgt, wodurch speziell die Kosten für Einkauf und Entwicklung deutlich gesenkt werden konnten, sagte de Chatillon, der den Konzern zum August verlassen wird. Außerdem mache Opel gute Einnahmen durch den Verkauf von SUV und ihre höheren Ausstattungen.

Gleichwohl wird die neue Gewinnhöhe durch andere Umbaumaßnahmen wieder gedrückt. Nach harten Auseinandersetzungen hatte sich die Unternehmensleitung mit dem Betriebsrat im Mai auf einen Stellenabbau an den bundesdeutschen Opel-Standorten geeinigt, der durch Abfindungen erfolgen soll. 3.700 von 19.000 Arbeitsplätzen sollen auf diese Weise gestrichen werden. Im Gegenzug sind betriebsbedingte Kündigungen bis zum Jahr 2023 ausgeschlossen. Allein durch die Kosten der Abfindungen sinkt der Reingewinn nun auf 30 Millionen Euro.

Möglich wurde die positive Geschäftsbilanz auch durch die Minimierung der direkten Kosten für Forschung und Entwicklung. Das Zusammenführen von Modellen der Marken Opel, Peugeot und Citroën auf eine Grundplattform verringert den Aufwand der drei beteiligten Unternehmen. Als Beispiel kann das SUV Grandland X von Opel gelten. Es ist seit Ende letzten Jahres auf dem Markt und wird im französischen Sochaux gemeinsam mit dem Peugeot 3008 in einem Werk produziert. In Großbritannien wird das Modell als Vauxhall angeboten. Zusätzlich soll bald eine Variante von Citroën mit der Bezeichnung C5 Aircross kommen. Somit verwenden gleich vier Marken dieselbe Plattform und die gleichen Motoren. Sie unterscheiden sich nur durch ihren Namen, durch das Blechkleid, die Ausstattung und den Preis. Außerdem stehen sie für unterschiedliche Images und Kundenkreise. Die Vorteile, die daraus im ersten Moment entstanden sind, bergen aber langfristig eine Gefahr.

Wird aus dem Erfolg ein Bumerang?
Zwar werden die Kosten des Gesamtkonzerns für Forschung und Entwicklung, für Einkauf, Betriebsorganisation und Personal minimiert und der Gewinn gehoben. Es besteht aber das Risiko, dass die Marken ihren eigenständigen Charakter verlieren und eines Tages von ihrer Kundschaft weniger angenommen werden. Dagegen wird PSA-Chef Carlos Tavares nicht müde zu betonen, dass Opel mit eigenständiger Technik erhalten bleiben soll.

Allerdings gibt es Zweifel an dieser Aussage. Denn die Konzernleitung erwägt, das wichtige Entwicklungszentrum in Rüsselsheim teilweise oder gar ganz zu verkaufen. Würde dieser Schritt wirklich getan, wäre die von Tavares betonte Eigenständigkeit und das technologische Know-how von Opel dahin. Zudem geht bei den Beschäftigten und ihrer Interessenvertretung die Sorge um, es könnten durch diesen Verkauf bis zu 7.000 zusätzliche Stellen wegfallen.
Quellen
    • Foto: Opel | Text: Olaf Walther (kb)