Falschfahrerwarnung: Leitpfosten achten auf die richtige FahrtrichtungWissenschaftler arbeiten an einem sensorbasierten Warnsystem gegen Falschfahrer, das zuverlässig und kostengünstig funktionieren soll | Bereits in der Testphase an Autobahnen
Es basiert auf einem Infrarot-Bewegungssensor, der ganz einfach an einem Leitpfosten am Straßenrand befestigt wird. „Er erfasst pausenlos jede Bewegung im Umfeld von rund zehn bis zwölf Metern“, erläutert Benjamin Kirsch, einer der drei jungen Ingenieure. Sobald sich ein Auto nähert, werden in Sekundenbruchteilen zwei weitere Sensoren aktiviert. Die ermitteln, ob sich das Fahrzeug in die korrekte Richtung bewegt. Weil nur ein Sensor ständig aktiv ist, der bei Bedarf die anderen „weckt“, verbraucht das System wenig Energie. Zudem arbeitet es solarbetrieben, wie Daniel Gillo betont.
Auch weitergehende Reaktionen programmierbar
Entdecken die Sensoren einen Falschfahrer, wird er durch Warnlichter sofort auf seinen Irrtum aufmerksam gemacht. Reagiert er nicht, informiert das System automatisch die Polizei und den Verkehrsfunk. Weitere Schritte sind machbar. „So könnte etwa über ein verbundenes Leitsystem die Straße gesperrt werden“, beschreibt Julian Neu, der dritte im Bund der Saarländer Wissenschaftler.
Sie versichern, dass Autos „zweifelsfrei“ durch das Ghostbuster-System identifiziert werden, denn ein zusätzliches Mikrofon erkenne „eindeutig“ Reifen auf Asphalt und könne dieses Geräusch beispielsweise von Wildwechsel abgrenzen, erklärt Gillo. Nach seiner Aussage ist das Zusammenspiel der Sensoren bereits ausgereift, Anordnung und Signalverarbeitung seien in zahlreichen Testreihen auf dem Campus der Universität optimiert worden. Derzeit wird das Warnsystem im Praxistest an saarländischen Autobahnen verfeinert. Dann sei Ghostbuster bereit für den Einsatz, auch im internationalen Autobahnnetz, wie die drei Forscher betonen.
Das System, das vom saarländischen Verkehrsministerium unterstützt wird, würde pro Autobahnausfahrt Kosten im oberen vierstelligen Eurobereich verursachen. Ließe man alle 7.000 Ausfahrten, Autobahnkreuze und Rastplätze in Deutschland damit ausstatten, wäre das so teuer wie der Neubau einer fünf bis zehn Kilometer langen Autobahnstrecke, haben die Ingenieure errechnet, die auch schon eine eigene Firma gegründet haben.
Auch andere tüfteln an Ansätzen zur Verhinderung von Falschfahrten. So arbeitet die Automobilindustrie an gesonderten Warnhinweisen im Cockpit, und in Baden-Württemberg wurde vor einem Jahr ein Pilotprojekt mit Rüttelstreifen und Warntafeln gestartet.
WAS TUN BEI EINEM FALSCHFAHRER?
Wie verhält man sich, wenn Verkehrsfunk oder Navigationsgerät einen Falschfahrer auf der Strecke melden? Der ADAC rät dringend, das Tempo zu drosseln, am äußersten rechten Rand zu fahren, das Warnblinklicht anzuschalten und auch den Seitenstreifen zu beobachten. Zur Sicherheit hält man besser am nächsten Parkplatz an oder nimmt die nächste Ausfahrt. Wer auf den Verkehrsfunk achtet, bekommt mit, wann Entwarnung gegeben wird.
Passiert es einem selbst, dass man auf die falsche Spur gerät, empfiehlt der ADAC: Sofort Licht und Warnblinkanlage einschalten! Zum Fahrbahnrand fahren und dort das Auto dicht an der Schutzplanke abstellen. Vorsichtig aussteigen, hinter die Leitplanke gehen und unter dem Notruf 110 Hilfe rufen. „Versuchen Sie keinesfalls zu wenden“, lautet die eindringliche Warnung des Autoklubs.