ÖPNV-Alternative: Statt im Bus zu stecken lieber über den Dächern schweben?Seilbahnen sind leise und emissionsfrei und könnten den Innenstadtverkehr entlasten | Überlegungen für München | Es gibt aber auch Einwände
Die anderen Umfrageteilnehmer sollten sich zwischen der Fahrt mit einem Bus, der heute die in Frage kommenden Stadtteile bedient, und einer Seilbahn entscheiden. Bei gleich langer Fahrzeit entschieden sich 85 Prozent für die Seilbahn. Selbst wenn der Bus schneller am Ziel wäre, bevorzugte die Hälfte der Teilnehmer trotzdem die Seilbahn. Die Vorstellung, über der Stadt zu schweben, ist für viele Münchner offenbar so attraktiv, dass ein Drittel selbst dann die Seilbahn wählen würde, wenn sie in eine U- oder Straßenbahn umsteigen müssten, um eine Busfahrt von gleicher Reisedauer zu vermeiden.
Allerdings gibt es auch andere Erfahrungen. So scheiterte 2014 in Hamburg der Plan eines Musical-Betreibers, den Stadtteil St. Pauli mit der gegenüberliegenden Seite der Elbe durch eine Seilbahn mit 80 Meter hohen Stützen zu verbinden. Eine deutliche Mehrheit von knapp zwei Dritteln hatte sich bei einer Volksentscheidung des zuständigen Bezirks Hamburg-Mitte dagegen ausgesprochen. Die Kritik hatte sich an der touristischen und privatwirtschaftlichen Ausrichtung des Projekts entzünden, die schätzungsweise sogar ein höheres Verkehrsaufkommen zur Folge gehabt hätte. Außerdem wurden die Verschandelung der Silhouette von Stadt und Elbe sowie eine unklare Folgefinanzierung moniert.
Die Beispiele sind ein Beleg dafür, dass Zustimmung oder Ablehnung der urbanen Seilbahnen ganz besonders davon abhängen, ob das Konzept tatsächlich die Entzerrung des Cityverkehrs vorsieht oder aber privatwirtschaftliche Interessen bedient. Auch die Art der langfristigen Finanzierung und der Standort spielen eine Rolle, und nicht zuletzt auch Fragen städtebaulicher Ästhetik.