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Die Forderung der Unfallforschung der Versicherer fordert in regelmäßigen Abständen öffentlich die Einführung von Eignungstesten für kraftfahrende Senioren. Am 15. Oktober 2018 hatte die Unfallzeitung zuletzt über diese Forderung der Unfallforschung der Versicherer berichtet. Dieses Thema war auch Gegenstand eines Arbeitskreises auf dem Verkehrsgerichtstages in Goslar. Auch darüber berichtete die Unfallzeitung und wies darauf hin, dass die Sichtweise der Unfallforschung der Versicherer falsch ist.
Auch am 29. Januar 2018 hatte die Unfallzeitung über die von der Unfallforschung geforderte Rückmeldefahrt der Senioren berichtet. Tatsache ist nämlich, dass jüngere Fahrer, quasi Führerscheinneulinge, häufiger in Unfälle verwickelt sind, als gestandene, seit vielen Jahren im Straßenverkehr fahrende Senioren. Nun haben die kraftfahrenden Senioren einen guten Fürsprecher, nämlich den Bundesverkehrsminister. Dieser erklärte gegenüber der immer wiederkehrenden Forderung der Unfallforschung der Versicherer, dass mit ihm ein Eignungstest der Senioren nicht zu machen ist. Recht hat er, zumindest in diesem Punkt.

Der Unfall des 97-jährigen Prinz Philip in Ostengland war jetzt wieder Aufhänger der erneuten und immerwährenden Forderungen der Unfallforschung der Versicherer. Dessen Sprecher, Herr Siegfried Brockmann, macht sich zum selbst ernannten Befürworter der vor ihm so genannten Rückmeldefahrt für Senioren. Mit dem Unfall des berühmten 97 Jahre alten Ehemanns der englischen Königin versucht er nun ein weiteres Argument für seine Forderung darstellen zu können. Nur weil bei dem Unfall in Ostengland in der Nähe des Landsitzes der britischen Königin die Sonne tief stand und der 97-jährige Prinz Philip am Steuer seines Geländewagens geblendet wurde, meint Herr Brockmann jetzt ein generelles Argument für den Eignungstest für ältere Kraftfahrer gefunden zu haben. Mitnichten, denn der Unfall in Ostengland ist nicht repräsentativ für Unfälle, die Senioren in der Bundesrepublik Deutschland verursachen. Seit Jahren schon befasst sich Herr Brockmann mit der Verkehrssicherheit von Senioren. Er sprach auch bereits auf dem Deutschen Verkehrsgerichtstag und stellte dort seine Forderung nach einem Eignungstest für kraftfahrende Senioren vor. Er bekam aber nicht die ausreichende Unterstützung für seine Forderung. Das auch zu Recht, weil die von ihm vorgestellten Zahlen zeigten, dass Senioren weniger oft in schwere Unfälle verwickelt waren als jüngere Fahrer. Daher war sin Argument, dass schwere Unfälle häufiger von Senioren verursacht würden, widerlegt.

Auch bei seiner neuerlichen Forderung nach einem Eignungstest der Senioren kann er nicht überzeugen. Als Unfallexperte der Versicherungen wertet er Unfallstatistiken und medizinische Erkenntnisse aus. Er sortiert das Unfallgeschehen nach Altersgruppen und gefahrenen Kilometern und Führerscheininhabern aus. Dabei gelangt er zu dem – sehr fragwürdigen - Ergebnis, dass nach seiner Ansicht vielen älteren Menschen es an Selbsterkenntnis fehlt Er fordert daher unermüdlich, dass Führerscheininhaber ab 75 Jahren eine Rückmeldefahrt verpflichtend durchzuführen hätten. Ab 75 Jahren gebe es seiner Ansicht nach immer öfter Situationen, in denen die Fahrer nicht mehr schnell genug reagieren könnten. Gerade an Kreuzungen sind die älteren Fahrer oft überfordert und als Folge dieser Überforderung komme es zu Verkehrsunfällen. Um seine Forderung nach Rückmeldefahrten ab dem 75. Lebensjahr begründen zu können, hat Herr Brockmann die Statistiken genau untersucht. Er kommt dabei zu dem Ergebnis, dass Senioren dabei häufiger in Unfälle verwickelt seien als jüngere Fahrer. Diese Aussage lässt sich allerdings aus den absoluten Zahlen nicht herleiten. Denn tatsächlich verursachen jüngere Fahrer im Alter zwischen 18 und 21 Jahren absolut betrachtet mehr Verkehrsunfälle als Senioren über 75 Jahren. Dass die absoluten Unfallzahlen für Senioren geringer sind als bei jüngeren Fahrern, diese feststehende Tatsache räumt er auch ein, bleibt aber – aus welchen Gründen auch immer – bei seiner Forderung nach einer verpflichtenden Rückmeldefahrt für Senioren ab 75 Jahren.

Fazit: Unfallzeitung fordert nach wie vor: Hände weg von den kraftfahrenden Senioren. Dabei ist die Unfallzeitung in guter Gesellschaft. Auch die Automobilvereine, wie der ADAC, halten nichts von Fahrtests für Senioren ab dem 75. Lebensjahr. Der Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat sich ebenfalls gegen derartige verpflichtende Forderungen ausgesprochen. Zu Recht, denn die absoluten Unfallzahlen beweisen, dass jüngere Kraftfahrer im Alter von 18 bis 21 Jahren häufiger schwere Verkehrsunfälle verursachen als ältere Fahrer. Ältere Fahrer mögen vielleicht in ihren Reaktionen etwas langsamer sein als ihre jüngeren Verkehrsteilnehmer. Aber die langjährige Verkehrserfahrung spricht für die Senioren. Diese sind teilweise 40 oder gar fünfzig Jahre unfallfrei durch den immer stärker werdenden Verkehr gefahren. Nicht umsonst werden von den Automobilclubs unfallfrei fahrende Senioren ausgezeichnet. Die jüngeren Kraftfahrer überschätzen ihr Fahrkönnen. Die Folge sind schwere Verkehrsunfälle auf der Rückfahrt von der Disco oder illegale Autorennen. Diese werden nicht von Senioren, sondern, wie die Todesfahrt am Berliner Kurfürstendamm zeigt, von jungen Fahrern durchgeführt. Zu Recht hat der Bundesverkehrsminister auch auf die notwendige Mobilität der Senioren hingewiesen. Diese sind besonders schutzwürdig, da sie für Fahrten zu Ärzten, Läden und Behörden auf das Kraftfahrzeug angewiesen sind. Die Forderung der Unfallzeitung lautet daher, dass sich die Unfallforschung der Versicherer und Herr Brockmann insbesondere mehr um die Vermeidung von Verkehrsunfällen mit Beteiligung jüngerer Fahrer kümmern sollte. Bei dieser Personengruppe liegt das größere Unfallpotenzial.
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