Alternative Antriebe: Wer hat Angst vor Veränderung?Umfrage: Sind die Autofahrer mit der Antriebsart ihres Autos zufrieden? | Technische Neuerungen zeigen: Diesel muss nicht so schmutzig sein
„Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Autofahrer in Sachen Wahl des Antriebs heute noch eher konservativ sind“, schlussfolgert Continental und fordert, dass dieser Umstand bei der Gestaltung der Verkehrswende berücksichtigt wird. Bemerkenswert ist an der Erhebung, dass diejenigen, die sich ein E-Auto leisten können, im Fahralltag offenkundig keine so großen Probleme haben, wie die Diskussionen etwa zur Reichweitenangst erwarten ließen. Jedenfalls zieht es sie laut der Umfrage nicht zurück in die Welt der Benziner und Diesel. Das ist ein gutes Signal. Andreas Wolf, Präsident der Continental-Division für den Antriebsstrang, sieht denn auch für die kommenden Jahre eine „deutlich höhere Akzeptanz für alternative Antriebskonzepte“, wenn das Fahrzeugangebot größer werde und die Rahmenbedingungen sich durch Steuer- und andere Vorteile verbesserten.
Unsicherheit nur bei den Dieselfahrern
Unsicherheit besteht allerdings bei den Dieselfahrern. Was bei dem nicht enden wollenden Dieselskandal und den drohenden Fahrverboten nicht verwundert. Unter den deutschen Fahrern von Diesel-Pkw befindet sich immerhin ein Drittel, das sich den Umstieg auf einen anderen Antrieb vorstellen kann, 17 Prozent haben es sogar fest vor. Andreas Wolf findet das „schade“. Denn der moderne Euro-6d-Diesel ist seiner Auffassung nach dank aktueller Technologie „nicht nur sparsam und klimaschonend, sondern auch sauber – das sollte man in der hitzigen Dieseldebatte nicht vergessen“, merkt Wolf an. Für den Selbstzünder spricht, dass er weniger Kraftstoff verbraucht und daher geringere Mengen an Kohlendioxid (CO2) in die Luft pustet als ein vergleich-bares Auto mit Ottomotor.
Untermauert wird Wolfs optimistische Einschätzung durch einen aktuellen Test mit einem Diesel-Pkw der älteren Abgasnorm Euro 6b, ausgestattet mit aktueller Continental-Technologie zur Emissionsreduzierung. Mitarbeiter eines TV-Automagazins fuhren den Wagen im Realverkehr, dabei hielten sie sich nicht an Beschränkungen wie zum Beispiel zur Geschwindigkeit, wie sie beim RDE-Prüfzyklus der aktuellen Abgasnorm Euro 6d-temp vorgesehen sind. Die Testpiloten konnten den Wagen nach ihrem „persönlichen Stil“ steuern, auch mit Autobahngeschwindigkeiten von 180 km/h.
Das Ergebnis spricht für den Dieselmotor: Der bei der Testfahrt gemessene Stickoxidwert (NOx) betrug im kombinierten Verkehr 46 Milligramm pro Kilometer (mg/km). Zum Vergleich: Bei Euro 6d-temp liegt das Limit bei 168 mg/km. Continental führt das gute Resultat nicht zuletzt auf seine technischen Bemühungen in der Kaltstartphase des Motors zurück. Die stellt eine Herausforderung für die Entwicklungsingenieure dar, weil der SCR-Katalysator, der die Stickoxide unschädlich machen soll, eine bestimmte Betriebstemperatur benötigt, die aber kurz nach dem Start des Motors noch nicht erreicht ist. Continental setzt daher einen elektrisch beheizbaren Kat ein, der zügig für die erforderliche Wärme und damit für die NOx-Reduzierung sorgt.
Den Strom bezieht der beheizbare Katalysator von einem Mildhybridsystem, so dass der Kraftstoffverbrauch und der CO2-Ausstoß nicht erhöht werden. Das Hybridsystem ermöglicht zudem die Rückgewinnung von Bremsenergie (Rekuperation) und unterstützt den Dieselmotor emissionslos, wenn der Fahrer schnell und kräftig auf das Gaspedal drückt, was die NOx-Emissionen normalerweise besonders stark in die Höhe treibt. So hilft Continentals System, die Stickoxidwerte des Dieselmotors nun auch in der Kaltstartphase und bei Leistungsspitzen zu reduzieren sowie Verbrauch und CO2-Abgaswerte zu senken.
Übrigens brachte die Continental-Infas-Befragung auch hervor, dass jeder zweite Befragte die Automobilindustrie als Verursacher der Dieselkrise ansieht.