Die geheimnisvolle Zahlenreihe auf dem AutoreifenWas es nicht alles für Angaben auf einem Reifen gibt – man muss sie nur entschlüsseln können
Nach der Höhe und Breite signalisiert das „R“, dass wir es mit einem Radialreifen zu tun haben. Dieser Reifentyp hat sich bereits vor Jahrzehnten durchgesetzt, während man Diagonalreifen höchstens noch an Zweirädern, Oldtimern und bei Lastwagen findet.
In der Zahlenreihe kommt nun die „18“. Sie steht für den Felgendurchmesser, angegeben in Zoll, also: 18 Zoll Durchmesser, das sind rund 46 Zentimeter. Die „100“ stellt einen Code für die Traglast dar. Bei unserem Reifen sind bis zu 800 Kilogramm (pro Reifen) erlaubt. Das „W“ am Ende des Codes kennzeichnet den Geschwindigkeitsindex, also wie schnell man mit dem Reifen maximal fahren darf. Mit unserem Beispielreifen darf man auf bis zu 270 km/h beschleunigen. Andere Temposchlüssel sind etwa „H“ für 210 km/h, „V“ für 240 km/h oder „Y“ für 300 km/h.
Wenn das geklärt ist, wird es einfacher. Denn nach der Zahlen-Buchstaben-Kombination lassen immer mehr Reifenproduzenten die Modellbezeichnung des Pneu folgen, zum Beispiel „PremiumContact 6“, wie Continentals Sommerreifen heißt. Immer häufiger findet man weitere Kürzel, die signalisieren, dass der Reifen für eine bestimmte Automarke besonders geeignet ist. So stellt „MO“ die Kennung für Mercedes-Fahrzeuge dar, BMW hat einen Stern (*), und Reifen für Audi-Modelle tragen ein „AO“.
Damit nicht genug der Information. Auf der Reifenflanke findet sich nämlich auch die vierstellige DOT-Nummer, um die ein Kreis gezogen ist. Sie gibt Auskunft über das Herstellungsdatum: die ersten beiden Ziffern geben die Kalenderwoche an, die letzten beiden das Jahr. „2818“ bedeutet also, dass der Pneu in der 28. Woche des Jahres 2018 vom Band lief. Diese Angabe ist vor allem für Anhänger und Wohnwagen wichtig, weil deren Reifen nämlich höchstens sechs Jahre alt sein dürfen. Dabei ist der DOT-Code ausschlaggebend, nicht das Kaufdatum! Einen Pkw-Reifen sollte man je nach Zustand, Nutzung und Lagerung nicht länger als acht, allerhöchstens zehn Jahre benutzen, empfehlen Experten. Mit der Zeit wächst nämlich das Risiko, dass die Gummimischung spröde wird und sich Risse bilden.
Verbesserter Verbraucherschutz bei Winterreifenkennzeichnung
Zu guter Letzt erfährt der Autofahrer anhand der Symbole auf der Reifenseite, ob er es mit einem echten Winterreifen zu tun hat. Das ist nicht nur für Reifenkäufer eine wichtige Information, auch die Nutzer von Miet- oder Carsharingwagen sollten im Winter darauf achten. Dabei kann man übrigens das „M+S“-Zeichen einfach ignorieren, denn jeder Reifenhersteller kann es beliebig auf einen Reifen „kleben“, ohne dass er bei Missbrauch irgendwelche Sanktionen zu befürchten hätte – das Zeichen ist nämlich nicht geschützt. Wirklich achten sollte man hingegen auf das Zeichen mit der Schneeflocke, die von einem stilisiert dargestellten Berggipfel umschlossen wird.
Dieses „Alpinesymbol“ wird nach unabhängigen Vergleichstests durch die US-amerikanischen Straßenbehörde NHTSA vergeben. Nur wer Pneus mit diesem Zeichen aufgezogen hat, erfüllt die gesetzliche Winterreifenpflicht, die besteht, sobald es schneit oder friert („situative Pflicht“).
Gut zu wissen: Die Reifenhersteller dürfen Winterpneus nur noch anbieten, wenn sie das Alpinesymbol tragen. Autofahrer, die noch Winterreifen ohne diese Kennzeichnung haben, können sie für eine Übergangszeit bis Ende September 2024 problemlos weiter nutzen.