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Rausch am Steuer: Immer mehr Drogenunfälle
Verkehrspsychologen warnen vor Designerdrogen | Gesundheitliche Schäden und erhöhte Risikobereitschaft

RobGal

Es ist die immer größer werdende Bedeutung neuartiger Drogen, sogenannter neuer psychoaktiver Substanzen (NPS), weshalb die Anzahl der Verkehrsunfälle unter Drogeneinfluss seit Jahren steigt. Diese auch Badesalz- oder Designerdrogen genannten Substanzen werden synthetisch hergestellt, sind relativ günstig und einfach zu kaufen, und sie haben schwer absehbare Folgen.
Genommen werden sie ihrer anregenden oder entspannenden Wirkung wegen oder weil sie die Stimmung aufhellen, jedoch können sie gravierende psychische oder körperliche Schädigungen hervorrufen, von denen die Konsumenten oft keine Ahnung haben. Zudem sind sie geeignet, die Risikobereitschaft zu erhöhen, „was zu aggressivem Fahrverhalten führen kann“, wie Drogenexperten der Universität München sagen.

Allein in Thüringen ist die Zahl der Drogenunfälle im vergangenen Jahr auf 168 gestiegen, das waren 18 Prozent mehr als 2017. Darunter waren 78 Unfälle mit Personenschaden. 43 Menschen wurden schwer verletzt, zwei starben. „Wie schnell aus Spaß lebensgefährlicher Ernst werden kann, verdrängen nicht nur junge Autofahrer allzu gern“, mahnt der TÜV Thüringen. Wer sich unter Drogeneinfluss ans Steuer setzt, gefährdet sich und andere „erheblich“, meinen die Fachleute, deshalb sei die Polizei in solchen Fällen sehr streng.

Zwar darf einem Auto- oder Motorradfahrer, der zum ersten Mal erwischt wird, nicht gleich der Führerschein abgenommen werden, wie kürzlich in einem höchstrichterlichen Urteil entschieden wurde. Trotzdem kann schon bei der ersten Auffälligkeit oder als Voraussetzung für den Neuerwerb des Führerscheins eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) angeordnet werden. Wenn die zum Ergebnis hat, dass der geprüfte Fahrer den Drogenkonsum wahrscheinlich fortsetzen wird, kann die Fahrerlaubnis durchaus eingezogen werden.

In Thüringen wird bereits mehr als jede vierte MPU wegen Drogen oder Medikamenten am Steuer durchgeführt. Die Folgen für die Betroffenen können hart sein, denn „von den meisten drogenauffälligen Fahrern wird ein Abstinenzkontrollprogramm mit mehreren gerichtsverwertbaren Urin- beziehungsweise Haaranalysen über einen Zeitraum von einem halben bis zu einem Jahr gefordert“, stellt der TÜV fest. Eine „stabile Drogenabstinenz“ sei „unabdingbar zum Bestehen der MPU“. Betroffene sollten sich daher bereits im Vorfeld einer Untersuchung an professionelle Hilfe wenden, um vom Drogenkonsum loszukommen, rät Don DeVol, Verkehrspsychologe beim TÜV Thüringen, der selbst MPUs anbietet.

Bei einer MPU sollte es auch darum gehen, dem Betroffenen in einer vielleicht schwierigen Lebenssituation, derentwegen er zu Drogen greift, Unterstützung anzubieten. Gerade deswegen ist es nicht sinnvoll, dass eine MPU sehr teuer werden kann. Seit August 2018 dürfen die Begutachtungsstellen die Preise für eine Untersuchung jedoch selbst kalkulieren, und eine MPU bei Drogenkonsum ist noch teurer als bei Alkoholmissbrauch oder wenn das Flensburger Punktekonto überzogen wurde.
Quellen
    • Foto: © pixelfabrik - Fotolia.com | Text: Beate M. Glaser (kb)