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Forschungsfahrrad: Warum sollen sich Radfahrer abstrampeln?
An der Karlsruher Hochschule werden alle möglichen Einflüsse auf das Fahrradfahren erforscht

RobGal

Ein mit Sensorik vollbepacktes Forschungsfahrrad soll den Perspektivwechsel einläuten. „Bisher wurde der Radverkehr meist aus der Sicht von außen als eine Verkehrsart neben anderen erforscht“, kritisiert Jochen Eckart. Ein anderes Verständnis sei erforderlich, meint der Professor für Verkehrsökologie und Verkehrssystemmanagement an der Hochschule Karlsruhe, und aus diesem Grund müsse die Sicht des Radfahrers eingenommen werden.
Eckart, seine Mitarbeiter und Studierenden haben daher das „Sensor-Bike“ auf die Räder gestellt. Sie statteten einen an sich herkömmlichen Drahtesel mit allerlei Technik aus: mit Leistungsmessern, Beschleunigungs- und Erschütterungssensoren, aber auch mit Vitalsensoren für den Radfahrer, einem Klima- und Abstandsmesser und auch mit einer Kamera. Dieses erste Forschungs-Velo seiner Art in Deutschland soll untersuchen, wie groß die verschiedenartigen Einflüsse sind, die auf einen Radler einwirken, während er sich abstrampelt. Seine Gesundheit, seine Sicherheit und der Fahrkomfort stehen im Zentrum des wissenschaftlichen Interesses.

Beispielsweise erfassen Sensoren, wie viel stärker der Radler sich ins Zeug legen muss, wenn der Wind ihm ins Gesicht bläst oder sich der Straßenverlauf leicht neigt. Sogar die Art der Fahrbahnoberfläche wird berücksichtigt. Ob es regnet oder die Sonne brennt wird für die Untersuchung des Fahrkomforts ebenso erfasst wie der Lärm und die Schadstoffbelastung in der Luft, denen Radfahrer ausgesetzt sind. Ihre Sicherheit im Stadtverkehr wird etwa anhand der Seitenabstände und der Bremsungen gemessen.
„Wir wollen mit dieser Forschung wichtige Impulse für die künftige Radverkehrsplanung geben und unseren Teil zum Ausbau einer gesundheitsfördernden und emissionsfreien Mobilität beitragen“, beschreibt Jochen Eckart die Motivation für die aufwendige Forschung.

Der Fahrradverkehr in Deutschland nimmt beständig zu. Im Zeitraum von 2002 bis 2017 war das Rad – zusammen mit dem ÖPNV – das einzige Verkehrsmittel, das die Bundesbürger stärker nutzten – aus gesundheitlichen, ökologischen oder schlicht praktikablen Erwägungen, denn auf dem Sattel kommt man in der Stadt oft besser voran.

Daher wollen die Karlsruher Wissenschaftler nicht zuletzt untersuchen, „wie sich die Gestaltung der Radinfrastruktur auf den Kraftbedarf von Radfahrern auswirkt“ oder auf deren Routen- und Verkehrsmittelwahl. Aus den Ergebnissen ihrer Untersuchungen wollen sie Empfehlungen für den Bau von Radwegen, für Verkehrsampeln und Hilfen bei Überquerungen formulieren. Denn sie wollen erreichen, dass Fahrradfahrer sicher, schnell und mit wenig Kraftaufwand ans Ziel kommen.
Quellen
    • Foto: © Traumbild - Fotolia.com | Text: Beate M. Glaser (kb)