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Halbjahresbilanz: Opel unter PSA mit Rekordgewinn
Der harte Sparkurs greift | Konflikt um Rüsselsheimer Entwicklungszentrum

RobGal

Trotz starker Verkaufseinbrüche in Asien und Lateinamerika hat der PSA-Konzern mit den Marken Peugeot, Citroën, DS und Opel/Vauxhall im ersten Halbjahr 2019 eine bemerkenswerte Steigerung im operativen Gewinn erzielt. Die Umsatzrendite konnte im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres von 7,8 auf 8,7 Prozent gesteigert werden. Allerdings wurden nur 1,9 Millionen Fahrzeuge weltweit abgesetzt und damit 12,8 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2018. Der Umsatz ging um 0,7 Prozent auf 38,3 Milliarden Euro zurück.
Nach Angaben des französischen Autoherstellers ist die positive Gewinnentwicklung auf einen günstigen Modellmix und auf gestiegene Verkaufszahlen vor allem bei den SUV und leichten Nutzfahrzeugen zurückzuführen. Darüber hinaus griff der rigide Sparkurs des Konzerns. Durch diese Maßnahmen stieg der Nettogewinn um etwa 24 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Gleichwohl muss die Konzernleitung Schwierigkeiten einräumen. Im rückläufigen europäischen Automarkt konnten zwar Marktanteile dazugewonnen werden, jedoch sinkt hier wie überall der Absatz von Peugeot, der stärksten Einzelmarke im Konzern. Im wichtigen, wenn auch schwächelnden chinesischen Markt musste PSA mit einem Absatzminus von 61 Prozent kräftig Federn lassen, in Argentinien wurde der Absatz halbiert. Politischer Druck der US-Regierung ist verantwortlich, dass sich PSA aus dem Iran zurückgezogen hat, wirtschaftliche Probleme in der Türkei haben für die Franzosen ein Minus von 45 Prozent zur Folge. Ein Verkaufsplus können Citroën und DS in Europa vermelden, in Japan verbesserte sich der Konzernabsatz um 16 Prozent.

Rekordergebnis für Opel

Für das gesamte laufende Jahr wird mit Rückgängen im Umsatz gerechnet: in Europa um ein Prozent, in China um sieben Prozent und in Lateinamerika um vier Prozent. Lediglich für Russland wird ein Plus von drei Prozent prognostiziert.

Besonders bedeutsam ist die Gewinnentwicklung beim Rüsselsheimer Autobauer, der seit zwei Jahren zu PSA gehört. War Opel unter dem Dach von General Motors (GM) mit einem Minus für die Zeit von 1999 bis 2016 von insgesamt 19 Milliarden Dollar noch ein Sorgenkind, erwirtschaftete Opel in den letzten drei Halbjahren hintereinander einen Gewinn. Von Januar bis Juni dieses Jahres betrug er 700 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum macht das eine Steigerung um nahezu 40 Prozent aus. Auch abzüglich der Restrukturierungskosten fiel das Gesamtergebnis günstig aus. Das Ziel, bis spätestens 2026 einen operativen Gewinn von sechs Prozent zu erreichen, dürfte, so die Konzernleitung, bereits in diesem Jahr geschafft werden.

Einen nicht unwesentlichen Anteil an der überraschend deutlichen Gewinnentwicklung dürfte der Stellenabbau haben. Arbeiteten zu Zeiten von General Motors hierzulande noch 19.300 Menschen bei Opel, waren es infolge des rigiden Sparkurses Ende 2018 nunmehr 15.900 und damit 18 Prozent weniger. Über Vorruhestandsregelungen, Altersteilzeit und Abfindungen sollen weitere Arbeitsplätze, vor allem in der Bundesrepublik, gestrichen werden.

In diesen Zusammenhang gehört auch der umstrittene Teilverkauf von Opels Entwicklungszentrums in Rüsselsheim an den französischen Ingenieurdienstleister Segula. Nach Angaben der IG Metall haben sich von ursprünglich geplanten 2.000 Fachkräften lediglich 300 für den Übergang zu Segula entschieden. Rund 1.300 haben das Unternehmen mit Abfindungen und Vorruhestandsregelungen vorzeitig verlassen. Das Management macht nun Druck: Bis Ende August soll die Übergabe von Teilen des Entwicklungszentrums und der Testanlagen an Segula abgeschlossen sein.

Trotz der geschäftlichen Konsolidierung von Opel bleiben die Turbulenzen. Die internationale Konkurrenz in der Branche ist sehr groß, und die technologischen Herausforderungen, die der Klimawandel und die Verkehrswende stellen, sind enorm. Dabei sei an Henry Ford erinnert: Autos kaufen keine Autos.
Quellen
    • Foto: Opel | Text: Olaf Walther (kb)