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IAA 2019: Proteste, Präsentationen, Postulate
Die Internationale Automobilausstellung in Frankfurt findet in einem Umfeld voller Herausforderungen und Umbrüche statt

RobGal

Die weltweite Branche steht zu Beginn der Internationalen Automobilausstellung (IAA) vor großen Aufgaben. Allein die Einhaltung der neuen EU-Richtlinien für Abgasgrenzwerte gleicht einer Mammutaufgabe. Dürfen doch die Neuwagenflotten der Hersteller im Durchschnitt nicht mehr als 95 g/km CO2 bis spätestens 2021 emittieren. Und bis 2030 höchstens noch 60 g/km CO2. Das entspricht 3,8 beziehungsweise 2,5 Liter Benzin auf 100 Kilometer.
Derzeit verbraucht aber ein auf dem bundesdeutschen Markt neuzugelassener Pkw im Schnitt 6,6 Liter Benzin (nach WLTP). Das ist nahezu das Dreifache dessen, was in kaum mehr als zehn Jahren erreicht sein muss. Das macht sehr hohe Investitionen für technologische Innovationen im Zusammenhang mit der Elektromobilität, dem automatisierten Fahren und der Vernetzung erforderlich.

Zweite Herausforderung: Die weltweite Autonachfrage schwächelt. Zusätzlich beeinträchtigen die von der US-Regierung angefachten Handelskonflikte die exportorientierte deutsche Autobranche, die auch von chinesischen Strafzöllen gegen die Vereinigten Staaten getroffen wird, weil sie Werke in den USA unterhält. Zudem ist der internationale Wettbewerb hart und intensiv.

Drittens: Abgasmanipulationen, Kartellvorwürfe, Klimawandel – Teile der Öffentlichkeit und viele Klimaaktivisten gehen mit der Autoindustrie recht scharf ins Gericht, weil aus ihrer Sicht die Automanager zuwenig ihre gesellschaftliche Verantwortung für die Luftqualität, den Klimawandel und die verstopften Straßen wahrgenommen haben. Die Akzeptanz der Branche hat bei den Verbrauchern deutlich gelitten.

VDA im Dialog mit Klimaaktivisten

Bei dieser schwierigen Konstellation bemüht sich der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes, im Vorfeld der IAA Gewissheit und Zuversicht zu vermitteln. Die IAA ist die weltgrößte Branchenmesse und wird vom VDA ausgerichtet. Sie beginnt für das Publikum am 14. und endet am 22. September. Gleich am ersten Messetag wird es Demonstrationen von Nichtregierungsorganisationen und Klimaaktivisten geben. Für den zweiten Tag, den 15., sind sogar Blockadeaktionen angekündigt.

Im Vorfeld der IAA hat der VDA daher in Berlin zu einer öffentlichen Diskussion mit Vertretern von Industrie, Politik und des Protestbündnisses sowie zum „Bürgerdialog“ in Frankfurt eingeladen. Man wolle, so Mattes, nicht übereinander, sondern miteinander reden und die Mobilität „im Zusammenhang mit Klimawandel und Nachhaltigkeit in der ganzen Breite“ erörtern, sagte Mattes. Damit soll bereits vor Beginn der Ausstellung eine Eskalation des Konfliktes verhindert werden. Der Dialog soll während der Messezeit fortgesetzt werden und auch danach nicht enden, versichert der VDA.

Die IAA selbst zeigt allerdings Risse. Die Zahl der ausstellenden Firmen ist deutlich zurückgegangen. Waren es bei der letzten IAA vor zwei Jahren noch nahezu 1.000 Aussteller, sind es heuer lediglich 800. Die Ausstellungsfläche ist um 16 Prozent auf 168.000 Quadratmeter gesunken. Die komplette Fiat-Chrysler-Gruppe inklusive Alfa Romeo und Jeep wird fehlen, ebenso Citroën, Peugeot, Toyota, Volvo und weitere Marken, darunter auch Zugpferde wie Aston Martin oder Ferrari.

Die anwesenden Hersteller reduzieren ihren Aufwand. Beispielsweise hat Daimler seine Fläche auf 8.800 Quadratmeter um ein Drittel minimiert. Der Stand von BMW war 2017 dreimal so groß. Beim VW-Konzern fällt die Reduzierung noch glimpflich aus. Doch die für den Messeauftritt eingesetzten millionenschweren Mittel werden überall gesenkt.

Dagegen signalisiert der VDA Optimismus. Mattes hebt hervor, dass es nicht um Quadratmeter, sondern um mediale Reichweite gehe. Der Verband sei bemüht, mit neuen Konzepten ferngebliebene Teilnehmer zurückzugewinnen. Deshalb ist die IAA in diesem Jahr als eine Art Plattform konzipiert, wo neben vielen Mitmachaktionen und Probefahrten eine breit angelegte Branchenkonferenz mit zweihundert hochkarätigen Fachrednerinnen und -rednern über die Lage und Perspektive der Branche berät. Darüber hinaus soll eine gesonderte Ausstellung zu alternativen An-trieben die Attraktivität der Ausstellung steigern.

Themen der IAA sind das autonome Fahren und die erforderlichen Schritte, um der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen. Nach Einschätzung des VDA müssen zum Erreichen der CO2-Vorgaben der EU bis 2030 sieben bis 10,5 Millionen E-Fahrzeuge auf bundesdeutschen Straßen fahren. Die heimische Autoindustrie, Hersteller wie Zulieferer, werde in den nächsten drei Jahren vierzig Milliarden Euro in diese Technologie investieren, kündigte Mattes an. Das Angebot an E-Autos werde bis 2023 auf 150 Modelle verfünffacht. Dafür muss jedoch die Ladeinfrastruktur viel stärker ausgebaut werden, fordert der VDA-Präsident. Eine Million private Ladepunkte sind aus Sicht des Verbandes bis 2030 erforderlich, derzeit gibt es 20.700.

Neue, gemeinsam getragene Anstrengungen sind erforderlich. Es verspricht eine interessante IAA zu werden.

Die IAA findest vom 12.09. - 22.09.2019 statt, Tickets erhalten Sie hier: www.iaa.de
Quellen
    • Foto: © Style-Photography - Fotolia.com | Text: Olaf Walther (kb)