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Rezension VW 1302 und 1303: Die Ära der „Super-Käfer“
... und warum auf den 1300 der 1302 folgte und nicht ein 1301 | Stammbaumforschung zum VW Käfer

RobGal

Als die „höchst entwickelten Exemplare der Spezies“ bezeichnet Autor Alexander Storz die Volkswagen-Baureihen 1302 und 1303. Den „Super-Käfern“ war allerdings nur eine äußerst kurze Lebensphase beschieden, besonders in Relation zum „normalen“ Käfer. Die Limousinen blieben lediglich fünf Jahre zwischen 1970 und 1975 im Programm, die Cabriolets, die bei der Firma Karmann im niedersächsischen Osnabrück entstanden, wurden immerhin bis 1980 verkauft. Inzwischen haben 1302 und 1303 längst Kultstatus erreicht und sind zu begehrten Sammlerobjekten herangereift.
Mit dieser „Unterabteilung der Gattung Käfer“ befasst sich das sehr interessante Buch mit dem Titel „VW 1302/1303. Die Evolution der Super-Käfer“. Es ist trotz aller Detailverliebtheit nie trocken oder langweilig. Alexander Storz stellt 1302 und 1303 immer wieder in den Zusammenhang einer Art Stammbaumforschung der „Käfer“-Geschichte. Dabei löst er auch das Rätsel, warum es nach dem VW 1300 zwar die Modelle 1302 und 1303 gab, aber nie einen 1301. Diese Typenbezeichnung war nämlich vom französischen Hersteller Simca blockiert, der sein Mittelklassefahrzeug 1300 nach einer Überarbeitung als Simca 1301 vermarktete. Damit war diese Bezeichnung für Volkswagen gesperrt.

Und so geht die Geschichte der Super-Käfer: Mangels Nachfolge und wegen neuer Sicherheits- und Abgasbestimmungen in den USA musste der Konzern den seit 1938 im Prinzip so gut wie unveränderten Käfer gründlich auf Vordermann bringen. Das hatte für den 1302 unter anderem eine ab der Windschutzscheibe komplett neue Frontpartie und umfangreiche Modifikationen am Fahrgestell zur Folge. Der verlängerte Vorderwagen ließ den Käfer nun aber etwas unausgewogen aussehen.

Die beiden neuen Motorvarianten, ein 1,3-Liter mit 44 PS und ein 1,6-Liter mit 50 PS, waren „keine Neukonstruktionen, sondern Weiterentwicklungen“, so der Autor. Allerdings bereitete beim schwächeren Aggregat der Vergaser immer wieder Probleme, zudem war das Triebwerk äußerst durstig. Das zog sich schon mal locker 18 Liter Sprit auf 100 Kilometer aus dem Tank.

Der absolute Höhepunkt der Käfer-Ära war aber der VW 1303. Er merzte alle Unzulänglichkeiten des 1302 aus und genügte mit seinen stimmigen Proportionen und den Rundungen auch wieder den ästhetischen Ansprüchen seiner Fans. Der 1303 war der „Käfer mit Raumgefühl“, was sich schon dadurch zeigte, dass sich vor dem Fahrer und dem Beifahrer erstmals eine richtige Armaturentafel ausbreitete. Zusammen mit der nach außen geschwungenen Windschutzscheibe setzten die VW-Ingenieure eine US-amerikanische Vorschrift um, die den Abstand zwischen Scheibe und Insassen betraf. Allerdings wäre der ganze Aufwand gar nicht nötig gewesen, und damit eigentlich auch der 1303 nicht, denn dieses Gesetz trat nie in Kraft.

(Alexander F. Storz: VW 1302/1303. Die Evolution der Super-Käfer. 143 Seiten mit 160 Abbildungen. Format 17 x 24 cm, gebunden. Motorbuch-Verlag: Stuttgart 2019. ISBN: 978-3-613-04197-4. 19,95 Euro.)
Quellen