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Einführung einer 4.0 Industrie
Das niedersächsische Unternehmen weihte die weltweit modernste Entwicklungs- und Fertigungsanlage für Pkw-Pneus ein

RobGal

Während man sich bei den Automobilherstellern noch um die richtige Strategiekorrektur den Kopf zerbricht, hat Reifenbäcker Continental bereits einen großen Innovationsschritt getan: In seiner Fabrik im nordhessischen Städtchen Korbach wurde kürzlich das Hochleistungstechnologiezentrum (High Performance Technology Center, HPTC) eingeweiht.
In den Hallen nebenan werden Reifen für Fahrzeuge aller Art sowie Schläuche für Kraftstoff, Bremsflüssigkeit und Abgase hergestellt, mit der Hand werden sogar noch Reifenschläuche für den Profiradsport gefertigt. In dieser Umgebung hat die laut Conti weltweit modernste Anlage zur Reifenentwicklung und -produktion ihren Betrieb aufgenommen.

Im HPTC entstehen jährlich 350.000 Reifen für kleinere Serien. Das erscheint im Vergleich zu den bis zu zehn Millionen Pneus, die ansonsten das Korbacher Werk im Jahr verlassen, wie ein Klacks, doch sind die HPTC-Produkte für besonders leistungsstarke und sportlich ausgelegte Autos mit niedrigen Stückzahlen ausgelegt. Zum anderen ist das HPTC eine "Forschungsabteilung in der Fabrik". Hier werden neue Pneus entwickelt und erprobt, dabei hält das digitale Zeitalter und die Industrie 4.0 in die Reifenproduktion Einzug.

In dem 12.000 Quadratmeter großen HTPC-Gebäude, dessen Bau im Frühherbst 2014 begann, stehen neue Maschinen, die durch Sensoren und Software miteinander vernetzt sind und den einzelnen Teilen einen Code "einbrennen" können. So werde eine "lückenlose Dokumentation aller Produktionsschritte" erreicht und "das Verhalten der Materialien während der Verarbeitung" genau beobachtet, sagte Werksleiter Lothar Salokat zur Eröffnung des HPTC. "Endlich können wir unsere Gummimischung während des Produktionsprozesses verstehen", führte er weiter aus. So ließen sich neue Verfahren konzipieren und bis zur Serientauglichkeit "detailgetreu" verfolgen. Die Bedeutung der digitalisierten Reifenproduktion lässt sich besser ermessen, wenn man sich vor Augen hält, wie viele Faktoren beim Reifenbacken eine Rolle spielen: verschiedenste Materialien und Materialkombinationen, unterschiedliche Produktionsschritte, wechselnde Temperaturen und variierende Backzeiten. Die im HPTC gewonnenen Erkenntnisse sollen später in alle Fertigungsstätten Einzug halten.

Investitions- und Innovationsoffensive mit de "Vision 2025"

Nikolai Setzer, Vorstand von Contis Reifen-Division, jubelt daher auch, dass ein Traum für die Entwickler in Erfüllung gegangen sei. Für Setzer ist das HPTC Contis technologischste Investition der letzten Jahre. Und mit 45 Millionen Euro auch seit Jahren die teuerste in Deutschland. Damit wurden 80 neue Arbeitsplätze geschaffen, und das Korbacher Werk, das einer der größten Arbeitgeber in der Region ist, wurde angesichts der konzerninternen Konkurrenz, in welche die Fabriken gestellt werden, für die Zukunft gesichert.

Das HPTC ist Teil von Contis Strategie "Vision 2025", in deren Rahmen seit 2011 zwei Milliarden Euro aufgebracht wurden. Mit dem Geld errichtete Conti vier neue Werke in China, Russland und den USA, außerdem wurde die Entwicklung am Stammsitz in Hannover ausgebaut und modernisiert, etwa mit einer Anlage für die Runderneuerung und das Recyceln von Lkw-Reifen. Ferner wurde Contis Testoval, das "Contidrom" in der Lüneburger Heide, um eine vollautomatische Testanlage erweitert.

Continental ist mit seinen verschiedenen Tochtermarken, deren namhaftesten Uniroyal und Semperit sind, der viertgrößte Reifenhersteller der Welt. An den 24 Produktions- und Entwicklungsstandorten erwirtschafteten die weltweit 49.000 Mitarbeiter im vergangenen Jahr einen Reifenumsatz von 10,4 Milliarden Euro. Nun will sich Conti stärker der Fabrikation in China widmen, wie Conti-Pressesprecher Klaus Engelhart im Gespräch mit dem Kraftfahrtberichter erklärte, um die steigende Nachfrage besser zu befriedigen. Insgesamt sind noch zehn neue Werke im Zuge der "Vision 2025" vorgesehen. Mit Investitionen zu Innovationen und verbessertem Angebot.
Quellen
    • Text: Kristian Glaser (Kb)
    • Foto: Continental