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Unser "Siebter Sinn"
Die Gefahrenwahrnehmung von Autofahrern kann man messen und trainieren

RobGal

Die Unfallzahlen wären wahrscheinlich astronomisch hoch, wenn der Mensch nicht einen eingebauten "siebten Sinn" für eine drohende Gefahr hätte. Ob Autofahrer oder Fußgänger, wer im Straßenverkehr unterwegs ist, kennt das Phänomen: Man "spürt" unwillkürlich, dass man besser ausweicht oder stehen bleibt – und hat damit einen Unfall verhindert, also die richtige Entscheidung getroffen. Gefahrenwahrnehmung nennen das Unfallforscher.
Drei Wissenschaftler des Lehrstuhls für Empirische Bildungsforschung der Universität des Saarlandes, Sarah Malone, Jana Hilz und Roland Brünken, sagen: "Studien belegen, dass die Gefahrenwahrnehmung prinzipiell mess- und trainierbar ist." Sie stellten fest, dass sich dieser Sinneseindruck besonders bei Fahranfängern noch nicht voll entwickelt hat. Das müsse bei den Fahrnovizen "mit einem erhöhten Unfallrisiko in Verbindung gebracht" werden, schreiben sie in einem Fachartikel.
Was ist Gefahrenwahrnehmung eigentlich genau? Allgemein wird damit das "rechtzeitige Entdecken von Gefahrensituationen im Verkehr sowie deren angemessene Bewertung als potentiell risikoreich verstanden", definieren die drei Saarländer Bildungsforscher. Mit der frühen Wahrnehmung einer Gefahr allein ist es aber noch nicht getan, es kommt vor allem darauf an, in welcher Weise man darauf reagiert.

Gefahrenwahrnehmung ist Erfahrungssache

Dazu gibt es in Großbritannien und teilweise auch in Australien Testverfahren, die sogar Bestandteil der Fahrprüfungen sind. In beiden Ländern sind die Gefahrenlehre und das Training der Gefahrenwahrnehmung in "substantiellem Umfang" Bestandteil der Fahrausbildung. Auch hierzulande wird diskutiert, so Malone, Hilz und Brünken, ob und wie ein solches Konzept in das deutsche Fahrausbildungssystem integriert werden kann.
Den Gefahren wahrzunehmen ist auch eine Erfahrungssache. Menschen, die in der Vergangenheit öfter einen Unfall erlebten, erkennen besser Hinweise auf eine gefährliche Verkehrssituation und reagieren schneller als beispielsweise Fahranfänger, die noch wenig Erfahrung mit den Gefahren einer Autofahrt haben. Überdies zeigte sich in wissenschaftlichen Untersuchungen, dass unerfahrene Fahrer versteckte potentielle Gefahrensituationen meistens übersehen. Die Gefahrenwahrnehmung von Autofahrern kann man zwar messen und trainieren, aber es fehlt bisher der Beweis in Form von wissenschaftlichen Untersuchungen, ob und, wenn ja, wie solche Trainings auch tatsächlich das Unfallrisiko von Fahranfängern zu mindern vermögen. Es bestehe Forschungsbedarf "zur Gestaltung und Strukturierung von Mess- und Trainingsverfahren", so die Saarländer Wissenschaftler Sarah Malone, Jana Hilz und Roland Brünken, damit man den Erfolg unterschiedlicher Mess- und Trainingsmethoden genauer ausmachen kann.
Quellen
    • Text: Beate M. Glaser (Kb)
    • Foto: MK-Photo - Fotolia.com