Volvo V90: Volvo trumpft in der oberen Mittelklasse auf

Zwanzig Jahre lang bauten die Schweden den Kombi V70, nun kommt der Nachfolger

Kombis haben beim schwedischen Hersteller eine lange Tradition. Schon 1929 wurden einige PV4-Limousinen als Fünftürer gebaut. So richtig begonnen hat die skandinavische Erfolgsgeschichte aber 1953 mit dem PV445, der den Beinamen "Duett" erhielt. Der gilt nicht nur als Begründer eines neuen Fahrzeugsegments, sondern stellt laut Volvo-Geschäftsführer Thomas Bauch auch das bislang erfolgreichste Modell der Autobauer aus Göteborg dar. Als weitere Meilensteine in dieser Historie sind der Amazon Kombi von 1962, der 1800 ES von 1971 (auch unter der Bezeichnung "Schneewittchensarg" bekannt) und der 240 Turbo Kombi zu nennen. Letzterer hatte 154 PS unter der Haube und war seinerzeit der schnellste Kombi der Welt. In der etwas jüngeren Vergangenheit gelten der 960 von 1990 und der 850 T5-R von 1994 mit 226 PS als herausragende Schweden-Kombis.



Nun löst der neue Volvo V90 den V70 ab, den er mit einer Länge von 4,94 Metern um stattliche elf Zentimeter überragt. Das sorgt für ein üppiges Platzangebot nicht nur für die Fondpassagiere. Auch beim Gepäckraum schöpft der Schwede aus dem Vollen. Durch Umklappen der im Verhältnis 40:60 geteilten Rücksitzlehne wächst der Stauraum von 560 auf 1.526 Liter, dabei liegt der Ladeboden fast topfeben. Die großzügigen Räumlichkeiten sind nicht zuletzt auf das neuentwickelte Fahrwerk zurückzuführen, das hinten eine platzsparende Blattfeder aus Kohlefaser besitzt.

Sicherheit aus Tradition

Sicherheit steht bei Volvo traditionsgemäß schon immer hoch im Kurs. So ist der neue V90 mit einer Fahrgastzelle aus hochfesten Stählen bestückt. Darüber hinaus erweiterten die Ingenieure das Notbremssystem um eine Wildtiererkennung. Die identifiziert nicht nur die in deutschen Landen eher selten vorkommenden Elche, sondern auch Hirsche, Rehe und Kühe. Ein spezielles Schutzsystem erkennt zudem, wenn das Fahrzeug unbeabsichtigt die Straße verlässt, und leitet Maßnahmen ein, um eventuelle Verletzungen der Insassen zu vermeiden oder zumindest zu verringern. Bis zu einer Geschwindigkeit von 130 km/h ist der V90 in der Lage, teilautonom zu fahren, dann lenkt er bis zu einem bestimmten Kurvenradius auch ohne einen vorausfahrenden Wagen mit. Allerdings muss der Fahrer dabei die Hände am Lenkrad lassen.



Zwei Benziner und drei Diesel bilden die Motorenpalette des großen Volvo-Kombi, die komplett aus knapp 2,0 Liter großen Vierzylindern besteht. Der ausschließlich frontgetriebene T5-Benziner leistet 254 PS, der generell mit Allradantrieb kombinierte T6 AWD bringt es als Spitzenbenziner auf 320 PS (Normverbrauch: 6,8 und 7,4 Liter Super auf 100 Kilometer; CO2-Ausstoß: 154 und 169 g/km). Zunächst nur mit Vorderradantrieb ist der D4-Diesel zu haben, der sich mit seinen 190 PS auf ersten Testfahrten als absolut ausreichend motorisiert anfühlte (4,5 Liter Diesel; 119 g/km CO2). Mit 400 Newtonmeter Zugkraft scharren beim Anfahren auf nasser Straße schon mal die "Vorderhufe" auf dem Asphalt. Eine zügige Runde mit hohem Autobahnanteil quittierte der Bordcomputer mit 8,2 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Nur 0,2 Liter mehr konsumierte auf einer Landstraßentour der D5 AWD mit 235 PS, dessen Normwert mit 4,9 Liter Diesel (129 g/km CO2) angegeben ist. Der generell über Vierradantrieb verfügende Wagen bereitete uns gerade auf kurvenreichen Strecken jede Menge Fahrspaß. Der Spitzendiesel verfügt als einziger Selbstzünder über eine spezielle Technik, die im ersten und zweiten Gang das Turboloch weitgehend kaschiert.



Im Dezember erweitert Volvo sein Angebot um weitere Versionen: Der D4 ist dann auch als AWD mit Allradantrieb zu haben (4,9 Liter; 128 g/km CO2). Außerdem ergänzen der jeweils 150 PS starke D3 und D3 AWD die Modellpalette (beide 4,5 Liter; 119 g/km). Im nächsten Jahr wird zudem die Hybridvariante T8 nachgeschoben. Hier arbeiten ein 320 PS starker Benziner und ein 87 PS starker Elektromotor zu einer Gesamtleistung von 407 PS zusammen (2,1 Liter Super; 47 g/km). Bei 42.450 Euro für den D3 startet die Preisliste des Volvo V90, der T6 AWD schlägt mit 60.600 Euro zu Buche.



Ein anderes Fahrwerk und eine höhere Bodenfreiheit kennzeichnen den neuen Volvo V90 Cross Country, der die obere Mittelklasse der Schweden Anfang 2017 abrunden wird. Diese Modellvariante wird ausschließlich mit Allradantrieb und Achtgangautomatik zu haben sein, dazu kommt ein wenig Offroad-Optik, etwa ein angedeuteter Unterfahrschutz. Die Motorenauswahl des V90 Cross Country beschränkt sich auf jeweils zwei Benziner und Diesel, die in der Leistung dem normalen V90 entsprechen. Der T5 AWD leistet 254 PS, der T6 AWD bringt es auf 320 PS (7,4 und 7,7 Liter; 169 und 176 g/km). Der Selbstzünder D4 AWD erwirtschaftet 190 PS, der D5 AWD mobilisiert 235 PS (5,2 und 5,3 Liter; 138 und 139 g/km). Die Preise beginnen bei 56.350 Euro für den schwächeren Diesel.