Autonome Autos: Prüfbarkeit der automatischen Systeme gefordertInternationale Forsa-Umfrage zur Akzeptanz automatischer Systeme / Die Autofahrer in Deutschland sind skeptisch / Sicherheit im Vordergrund
Nur acht Prozent der deutschen Teilnehmer einer internationalen Forsa-Umfrage im Auftrag von Dekra glauben, dass sich vollständig autonom fahrende Autos "in den kommenden zehn Jahren" durchsetzen werden. Deutlich mehr, nämlich rund ein Drittel, geht davon aus, dass man erst in mehr als zwanzig Jahren selbstständig fahrende Fahrzeuge im normalen Straßenverkehr antreffen wird, und nicht viel weniger sind gar der Meinung, dass sich die autonome Fahrzeugtechnik "überhaupt nicht durchsetzen" wird. Das sehen die Menschen, die von Forsa in Frankreich, Neuseeland und den USA befragt wurden, deutlich anders. Ein Viertel bis ein Drittel der Befragten in diesen Ländern gehen vom "Siegeszug der autonom fahrenden Autos" aus.
Einig sind sich die Bürger der vier Länder Deutschland, Frankreich, Neuseeland und USA jedoch in einem Punkt: Die Zunahme der Assistenzsysteme in den Pkw und damit die stetig wachsende Automatisierung sind ein Sicherheitsgewinn. Davon zeigen sich in Deutschland rund die Hälfte der Befragten überzeugt, nur fünf bis neun Prozent sind da ganz anderer Meinung. Gar kein elektronisches Assistenzsystem möchten zwischen drei und sechs Prozent der Befragten im eigenen Auto haben.
Favorit in Sachen Sicherheit ist in allen vier untersuchten Ländern der Totwinkelassistent. Bei der Frage, welcher Assistent am zweitwichtigsten ist, gibt es zwischen einerseits Europa und andererseits den USA und Neuseeland Unterschiede. So folgt in den USA und Neuseeland der Spurhalteassistent an zweiter Stelle, während in Deutschland und Frankreich der Notbremassistent beziehungsweise die Fußgängererkennung wichtiger sind. Dekra-Chef Kölbl begrüßt den Trend zur Automatisierung vor allem aus einem Grund: "Davon profitieren besonders auch die ungeschützten Verkehrsteilnehmer: Fußgänger und Radfahrer, Kinder und Senioren", unterstrich Kölbl.
Allerdings müssen die elektronischen Systeme überprüfbar sein. "Wenn das Fahrzeug die Steuerung selbst übernimmt, geht das Risiko vom Fahrer an die Systeme über", betonte Gerd Neumann, der Geschäftsführer von Dekras Automobil-sparte, auf der IAA. "Damit wird es umso elementarer, dass diese Systeme dauerhaft und zuverlässig funktionieren – und das muss natürlich im Rahmen der Hauptuntersuchung auch geprüft werden können." Neumanns Forderung: Die Prüforganisationen brauchen den "Zugang zu den notwendigen Daten, die Aufschluss über die Funktionssicherheit geben". Doch bislang geben sich die meisten Autohersteller zugeknöpft und wollen sich nicht in die Karten schauen lassen, und wenn, dann nur teilweise. Dekra formuliert es diplomatisch: "Die Sicherheitspartnerschaft zwischen Fahrzeugherstellern und Überwachungsorganisationen muss neu überdacht werden." Bereits in der Fahrzeugentwicklung müsse geklärt werden, "wie unsere Prüfingenieure später diese Fahrzeuge prüfen können", erwartet Gerd Neumann.