Akustik: Fußgänger lassen E-Autos zu nah an sich heranAlle Verkehrsteilnehmer müssen gut und richtig informiert werden | Forschungen zur Gestaltung des künstlichen Motorgeräuschs erforderlich
Gleich zu Anfang der Tests gab es eine Überraschung: Die Probanden wunderten sich, wie sehr die Reifengeräusche der Stromer es ihnen möglich machte, Entfernung und Geschwindigkeit der Leisetreter einzuschätzen. Die Messungen ergaben dann aber auch, dass die Fußgänger unabhängig von einer Sehbeeinträchtigung die Elektroautos um bis zu zwei Sekunden näher an sich herankommen ließen als die lauteren Autos mit Verbrennern. Zwei Sekunden können einen entscheidenden Zeitraum bei einer drohenden Kollision ausmachen. Nicht bestätigt hat sich dagegen die Vermutung, dass Fahrer in Elektromobilen wegen des sehr leisen Innenraums schneller fahren als in Benzin- oder Dieselautos.
Im Ergebnis der Studie empfehlen die österreichischen Verkehrssicherheitsexperten vor allem "bewusstseinsbildende Maßnahmen für alle Verkehrsteilnehmer". Denn wenn immer mehr Elektroautos auf unseren Straßen unterwegs sind, müssten Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer die Risiken kennen, die von dem geringen Lärm der Stromer ausgehen. Sie brauchen spezifische und adäquate Informationen, um ihnen die sichere Teilnahme am Straßenverkehr zu erleichtern. Dies gilt besonders für Personen mit Sehbehinderung, mahnen die Verkehrsforscher. Die Einführung eines zuschaltbaren künstlichen Motorgeräuschs für Elektromobile, was in vielen Modellen bereits serienmäßig vorhanden ist, würde nach Ansicht der Wissenschaftler die Wahrnehmung der Stromer besonders für Sehbehinderte und vor allem bei niedrigen Geschwindigkeiten erleichtern.
Zur näheren technischen Ausführung und zum gezielten Einsatz eines solchen Zusatzgeräusches, etwa beim Anfahren, stehen aber noch weitere Untersuchungen aus, die auch die Unfallstatistik und die Unfallursachenanalyse einbeziehen sollten, wie die österreichischen Experten fordern.