Der Augsburger Roboterproduzent Kuka gehört zu den führenden seiner Branche und ist stark auf die Automobilindustrie spezialisiert. Midea aus der südchinesischen Provinz Guangdong mit über 104 Millionen Einwohnern stellt Klimaanlagen, Kühlschränke, Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte her.
Im Mai veröffentlichte Midea eine Offerte zum Kauf von Kuka-Anteilen, dabei wurden pro Aktie 30 Prozent über dem aktuellen Börsenkurses geboten.
Nach Ablauf der Übernahmefrist hält Midea 94,5 Prozent an Kuka. Es hatte sich vorher kein europäischer oder bundesdeutscher Bieter gezeigt oder gefunden, der den Weggang des Kuka- Besitztitels nach Fernost verhindern wollte.
Von Beginn des Bieterverfahrens an versicherte der chinesische Käufer, dass unter seiner Regie alle 12.600 Arbeitsplätze bei Kuka bis zum Jahr 2023 erhalten bleiben würden. Dennoch war das starke Interesse eines chinesischen Investors hierzulande in die politische Diskussion geraten, weil befürchtet wurde, dass es zu einem Abzug von Schlüsseltechnologien und Know-how über die digitalisierte und automatisierte Produktion (Industrie 4.0) kommen könnte.
Anstoß erregte ebenso der Umstand, dass es ausländischen Unternehmen in China erst gar nicht erlaubt ist, einheimische Firmen zu übernehmen. Wer eine eigene Produktion auf chinesischem Boden aufbauen möchte, kann das nur durch ein Gemeinschaftsunternehmen erreichen. Jedoch sind diese Joint Ventures auf eine Fity-fifty-Beteiligung begrenzt, um der chinesischen Seite, die nicht selten aus einem staatlichen Unternehmen besteht, ein strategisches Veto oder Letztentscheidungsrecht zu sichern. Dadurch wird auch gewährleistet, dass ein großer Teil der erzielten Einnahmen im Land bleiben.
Nach dem Außenwirtschaftsrecht kann das Bundeswirtschaftsministerium ein Prüfverfahren einleiten, wenn ein ausländischer Investor mehr als 25 Prozent der stimmberechtigten Aktien an einem deutschen Unternehmen erwirbt und nicht aus Europa stammt. Diese Möglichkeit hat Sigmar Gabriel jedoch nicht ergriffen, obwohl der SPD-Minister von Anfang an starke Vorbehalte gegenüber dem Geschäft äußerte. Das Ministerium sei aber zu dem Ergebnis gekommen, dass die öffentliche Ordnung und Sicherheit der Bundesrepublik durch die Übernahme nicht gefährdet sei. Andernfalls hätte die Regierung Auflagen verhängen oder die Übernahme ganz verbieten können. So ist die Kuka-Übernahme durch Midea ohne größere Hindernisse zustande gekommen.
China ist nach wie vor ein wachsender Absatzmarkt und benötigt technologischen Fortschritt für seine eigenständige ökonomische Entwicklung. Der Kuka-Deal soll im kommenden März abgeschlossen sein.