Wenn Bremsflüssigkeit zur Gefahr wird – Ein Fall aus den Alpen
Ein Erfahrungsbericht aus der Praxis zeigt eindrucksvoll, wie wichtig die regelmäßige Kontrolle und der rechtzeitige Wechsel der Bremsflüssigkeit ist – besonders bei älteren Fahrzeugen und unter hoher Belastung.
Während einer Oldtimer-Rallye durch die bayerischen Alpen kam es bei einem Teilnehmerfahrzeug – einem Jaguar XJ 4.0 aus dem Jahr 1990 – zu einem unerwarteten Ausfall des ABS-Systems. Die Strecke führte über zahlreiche Serpentinen und steile Abfahrten, die eine intensive Nutzung der Bremsen erforderten. Plötzlich erschien im Display die Warnmeldung „ABS-Störung“, obwohl die Bremsanlage grundsätzlich noch funktionierte. Auffällig war lediglich ein ungewöhnlich harter, fast metallisch wirkender Bremspedaldruck.
An einer Tankstelle wurde der Bremsflüssigkeitsstand überprüft – randvoll. Äußerlich war kein Defekt erkennbar. Erst die spätere Messung brachte Klarheit: Der Siedepunkt der Bremsflüssigkeit war auf nur noch 168 °C abgesunken – deutlich unter dem Sollwert von über 230 °C für neue DOT 4-Flüssigkeit.
Was war passiert?
Durch die hohe thermische Belastung beim Bergabbremsen hatte sich die gealterte Bremsflüssigkeit stark aufgeheizt – bis zur Bildung von Dampfblasen im System. Diese veränderten das Druckverhalten in der Hydraulik so stark, dass das ABS-Steuergerät aus Sicherheitsgründen eine Störung meldete und sich vorübergehend abschaltete. Nach einem kurzen Stopp und der Abkühlung des Systems war die Warnmeldung verschwunden – das ABS arbeitete wieder normal.
Ein solcher „Dampfschlag“ entsteht nicht durch Luft im System, sondern durch kochende Bremsflüssigkeit – eine echte Gefahr, besonders bei langen Gefällstrecken, sportlicher Fahrweise oder Oldtimern mit vernachlässigtem Wartungsstand.
🔧 Fazit: Der Wechsel der Bremsflüssigkeit ist keine Formsache!
Bremsflüssigkeit zieht über die Zeit Wasser – und der Siedepunkt sinkt.
Ab ca. 170 °C Nasssiedepunkt ist das Risiko für Dampfblasen real.
Eine Kontrolle mit einem Siedepunktmessgerät dauert nur wenige Minuten.
Der Wechsel sollte alle 2 Jahre erfolgen – bei Rallyes oder alpinen Fahrten besser jährlich.
Moderne DOT 4 Racing-Flüssigkeiten bieten höhere thermische Sicherheit und sind auch für Oldtimer geeignet.
❗️ Wichtig: Bei niedrigem Bremsflüssigkeitsstand sofort in die Werkstatt!
Wenn der Bremsflüssigkeitsstand unter das Minimum absinkt, kann dies auf Leckagen, undichte Bremsleitungen oder verschlissene Beläge hinweisen. In diesem Fall nicht einfach nachfüllen, sondern unverzüglich eine Fachwerkstatt aufsuchen, um die Ursache klären und die Bremsanlage fachgerecht prüfen zu lassen.
🚗 Tipp für Oldtimer Rallye-Teilnehmer
Nehmen Sie die Bremsflüssigkeit ernst – sie ist die unsichtbare Lebensversicherung Ihres Fahrzeugs. Gerade bei älteren Fahrzeugen ohne moderne Notfallsysteme kann ein Bremsversagen fatale Folgen haben.